Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Emilia Kröger
Datum:
Dauer: 03:47 Minuten bisher gehört: 332
Wer kennt das nicht: Mit dem Auto zur Arbeit in Göttingen fahren und keinen Parkplatz finden, mit dem Rad durch die Stadt rollen und neben tausenden Parkplätzen keinen ordentlichen Abstellbügel entdecken oder sich zu Fuß auf schmalen Wegen zwischen Straßen und Geschäften schlängeln. Den Verkehrsteilnehmern in der Innenstadt fehlt es häufig an Platz. Vor allen Dingen um den Parkraum werden in letzter Zeit wieder verstärkt Debatten geführt. Dabei geht es auch um die Situation in den Bereichen Göttingens, die an die Innenstadt angrenzen und von vielen Pendlern zum Parken genutzt werden. Emilia Kröger hat mit verschiedenen Interessengruppen über das Parken in der Universitätsstadt gesprochen.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Das Backhaus

Francisco Welter-Schultes vom Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung (Bild: Emilia Kröger)

Frederike Breyer, Geschäftsführerin von Pro City (Bild: Emilia Kröger)

Manuskript

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Die Parkraumbewirtschaftung, also die Verwaltung von Parkflächen, stellt einen wesentlichen Teil der Verkehrspolitik dar. Bei der aktuellen Parkraum-Situation in der Stadt Göttingen, gerade auch im Innenstadtzentrum, gibt es Konfliktpotenzial. Francisco Welter-Schultes vom Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung beschreibt eine angespannte Sachlage.

 

O-Ton 1, Francisco Welter-Schultes, 36 Sekunden

Also es gibt in der Innenstadt vor allen Dingen eine Parkraumknappheit. Es gibt auch in den angrenzenden Gebieten zur Innenstadt knappen Parkraum, vor allen Dingen tagsüber, wenn Pendler nach Göttingen reinkommen. Die Zahl der Pendler, die nach Göttingen mit dem Auto rein fahren hat enorm zugenommen, liegt aktuell, soweit ich mitgekriegt habe, jetzt bei 30.000 Autos pro Tag. Und die müssen irgendwo parken und die parken dann in der Oststadt oder sonst wo in den angrenzenden Gebieten. In der Innenstadt selbst ist der Parkraum gleichbleibend knapp. Das liegt einfach daran, dass die Häuser sehr eng an den Straßen stehen. Es ist eine mittelalterliche Innenstadt, da kann man nicht mehr Autos rein tun, als momentan drinnen sind.“
 

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Nach Auskunft der Stadt Göttingen trifft diese Einschätzung weitestgehend zu. Die öffentlichen Parkplätze an den Straßenrändern seien in der Innenstadt ausgelastet, in den Parkhäusern stehe zu Randzeiten noch Parkraum zur Verfügung. Der Pressesprecher der Stadt, Dominik Kimyon, definiert als Ziel für die Parkraumbewirtschaftung im Innenstadtbereich, dass Anwohner in ihrem Wohngebiet parken können. Frederike Breyer, die Geschäftsführerin von Pro City, fordert hingegen darüber hinaus Stellplätze, um die Erreichbarkeit als Voraussetzung für den Einzelhandel der Stadt zu gewährleisten.

 

O-Ton 2, Frederike Breyer, 24 Sekunden

Für die Innenstadt ist es unglaublich wichtig, erreichbar zu sein für Besucher und Besucherinnen. Das geht natürlich um alle Verkehrsmittel, um alle Möglichkeiten, zu uns zu kommen. Gerade in Zeiten, in denen das Internet, der Online-Handel großes Thema ist, müssen auch die Innenstädte so bequem und einfach wie möglich zu erreichen sein. Das deckt dann das ganze Spektrum ab: zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Bus, aber natürlich auch mit dem Auto.


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Welter-Schultes ist hingegen der Auffassung, dass Anwohner in der Innenstadt eine Reduzierung von Auto- und Lieferverkehr wünschen. Wer in einem eingeschränkten Raum wie den Göttinger Innenstadtkern ziehe, sei meistens auch bereit dafür, sein Auto aufzugeben oder benötigt von vornherein keinen Stellplatz in Wohnungsnähe. Das Bündnis für nachhaltige Stadtentwicklung hat sich als Sprachrohr für Bürger gegründet, die in Bezug auf Umwelt- und Klimapolitik die Politik zum Handeln drängen wollen. Die Forderung des Bündnisses in Sachen Parkraumbewirtschaftung ist klar: Eine sichtbare Verkehrswende müsse jetzt von der Stadt Göttingen vollzogen werden.
 

O-Ton 3, Francisco Welter-Schultes, 31 Sekunden

Und Verkehrswende heißt für uns natürlich nicht, mehr Autos in der Stadt oder den Autos den Raum bereitzustellen, den sie brauchen und den Fußgängern und den Radfahrern dann den Raum wegzunehmen. Das kann es nicht sein. Wir müssen uns mittelfristig damit arrangieren, dass der Autoverkehr weniger Raum einnehmen wird, in Deutschland und auch in Göttingen, und auch in der Innenstadt. Die Lebensqualität erhöht sich mit weniger Autos. Wir widersprechen da auch Pro City, die das auch sehr unkritisch sehen und einfach nur sagen, wir wollen mehr Autoparkplätze in der Stadt, das geht gar nicht.


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Breyer von Pro City sieht in einem ganzheitlichem Mobilitätskonzept die Lösung für die aktuellen Konflikte. Es dürfe auf keinen Fall darum gehen, einzelne Verkehrsteilnehmer gegen andere auszuspielen. Nach Angaben von Göttingens Pressesprecher Kimyon werde für die Oststadt gerade ein Parkraumkonzept erarbeitet, über welches die betroffenen Bürger noch in einer Veranstaltung informiert werden sollen. Dazu ob und wo neue Stellplätze in der Innenstadt geschaffen werden, gab die Stadt jedoch keine Auskunft. Eine Lösung für die angespannte Park- und Verkehrssituation ist damit noch nicht in Sicht.