Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Robert Roggenkamp
Datum:
Dauer: 02:54 Minuten bisher gehört: 497
Das Deutsche Primatenzentrum in Göttingen hat ein neues Forschungs- und Haltungsgebäude mit dem Namen PriCaB eröffnet. Was es ist mit dem Namen auf sich hat und was das Gebäude besonders macht, erzählt uns unser Reporter Robert Roggenkamp.

DPZ-Direktor Stefan Treue zeigt einer Vertreterin des BMBF das neue Gebäude (Bild: Robert Roggenkamp)

Interessierte Mantelpawiane beäugen Besucher (Bild: Robert Roggenkamp)

Manuskript

Text

Das PriCaB ist Teil des Leibniz-WissenschaftsCampus. Ziel des Campus ist die Erforschung der Kognition von menschlichen und nicht menschlichen Primaten. Der Name des neuen Gebäudes orientiert sich dabei an dem kürzlichen bewilligten HuCaB. Dabei steht HuCaB für Human Cognition and Behavior, beschäftigt sich also mit der Kognition und dem Verhalten von Menschen. Die beiden Einrichtungen sind sozusagen Geschwister, da sie beide Teil des Leibniz-WissenschaftsCampus sind und das gleiche Feld erforschen, nur mit dem Blick auf die unterschiedlichen Seiten der gleichen Medaille. So sind vergleichende Studien geplant, bei denen derselbe Versuchsaufbau an Affen sowie an Menschen erprobt wird. Hinter dem Fachbegriff Kognition verbirgt sich ein Prozess, der in Lebewesen täglich tausende Male stattfindet. Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums, erklärt Kognition wie folgt:

 

O-Ton 1, Stefan Treue, 10 Sekunden

Kognitionen sind kognitive Leistungen. Also unsere Fähigkeiten, komplexe Probleme des Alltags zu lösen, uns in unserer Umwelt zurecht zu finden, miteinander zu interagieren.“

 

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Das PriCaB forscht dabei an Mantelpavianen und zukünftig auch an Rhesusaffen. Das Gebäude besteht dabei aus zwei Gehegen, die jeweils einen Innen- und Außenbereich haben, Räume für Technik und Angestellte sowie Platz für sogenannte „Explorationrooms“. Die Explorationrooms sind Räume, die etwas kleiner als ein Schiffscontainer sind und die von den Affen freiwillig betreten werden können. In diesen Räumen sind dann einer oder mehrere Versuche für die Affen aufgebaut. Der Explorationroom ist videoüberwacht, um die Daten zu erheben, ohne dass ein Mensch vor Ort ist. Dessen Anwesenheit könnte nämlich das Verhalten der Affen beeinflussen. Die persistente Primatenüberwachung ist aber nicht auf den Explorationroom begrenzt. Auch die Gehege werden videoüberwacht. Das ist eine der Besonderheiten des PriCaB im Vergleich zu anderen Forschungs- und Haltungsgebäuden. Treue sagt dazu:


O-Ton 2, Stefan Treue, 20 Sekunden

Wenn es uns gelingt, die Tiere perfekt rund um die Uhr durch Kameras beobachten zu können, also ohne menschliche Interaktion, dann können wir das Tierwohl verbessern. Wir erkennen früher, ob irgendetwas nicht stimmt mit den Tieren. Wir können wissenschaftlich etwas darüber lernen, wie die Tiere miteinander interagieren, ohne dass ein Mensch dabei ist und insofern sowohl Tierwohl als auch Wissenschaft voranbringen.“


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Zu den Kameras und den Explorationrooms kommt auch noch die Messung der Gehirnströme hinzu. Dafür wurden manchen Affen Elektroden per Operation in das Gehirn verlegt. Die Messungen werden dann an einen kleinen schwarzen Kasten weitergeleitet, der sich außerhalb des Affenschädels befindet. Die so gesammelten Daten können dann per Funk oder SSD-Karte zu den Rechnern übermittelt werden, wo sie anschließend ausgewertet werden. Eine nicht invasive Messung der Gehirnströme per Kappe ist nach Angaben eines Professors des PriCaB nicht genau genug. Alle Operationen an den Tieren erfolgen steril und unter Narkose. Nicht einschläfernd dagegen sind die Baukosten in Höhe von 6,5 Millionen Euro, die zu 30 Prozent aus Eigenmitteln des Deutschen Primatenzentrums gestemmt wurden. Die verbleibenden 70 Prozent trugen Bund und Land.