Abendgymnasium Göttingen zieht nach 15 Jahren Schulbetrieb am Albanikirchhof um
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Alisa Altrock |
Datum: | |
Dauer: | 04:59 Minuten bisher gehört: 784 |
Manuskript
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Der Vorläufer ist 1946 als Göttinger Zweigstelle des Berliner Instituts für Erziehung und Unterricht eröffnet worden. Aus dieser Zweigstelle wurde mit der Eröffnung des Abendgymnasiums Göttingen im Jahr 1972 ein eigenständiges Institut. Nun begleitet das Abendgymnasium seit mehr als 40 Jahren berufstätige Erwachsene auf dem zweiten Bildungsweg. Rund 800 Menschen haben in dieser Zeit Abitur oder Fachabitur am Abendgymnasium gemacht. Seit 2004 befindet sich die staatliche Schule in der Außenstelle des Max-Planck-Gymnasiums am Albanikirchhof. Das wird sich am 1. August ändern. Die Schule zieht um an den neuen Standort in der BBS II an der Godehardstraße. Seit 2015 ist Hans-Jürgen Hofmann Schulleiter am Abendgymnasium. Hofmann, der zuvor am Hainberg-Gymnasium unterrichtete, sagt über seine Erfahrung am Abendgymnasium:
O-Ton 1, Hans-Jürgen Hofmann, 26 Sekunden
„Besonders bemerkenswerte Erlebnisse bestehen ganz eindeutig darin, dass ich in den vier Jahren, in denen ich hier Schulleiter bin und natürlich auch unterrichte, so ungefähr zehn, zwölf, vielleicht auch 15 junge Menschen wiedergetroffen habe, die ich vor zehn oder zwölf Jahren als Lehrer an einem Tagesgymnasium schon einmal unterrichtet habe, und die dann aus dem ersten Bildungsweg verschwunden sind und nach so langer Zeit dann hier wieder auftauchen.“
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Mehrere Umzüge innerhalb Göttingens haben die Geschichte des Abendgymnasiums geprägt: Angefangen hat alles 1972 in den Unterrichtsräumen des Felix-Klein-Gymnasiums. Für einen Tag in der Woche wurde der Unterricht in das Hainberg-Gymnasium verlegt. Es folgten Umzüge in die Räume der Jahnschule, der Hagenbergschule und des Otto-Hahn-Gymnasiums. Am aktuellen Standort unterrichten 17 nominelle und zwei von anderen Schulen abgeordnete Lehrkräfte knapp 140 Studierende. Eine der Studierenden ist Lena Gudrian. Die 25-Jährige ist seit 2017 am Abendgymnasium. Gudrian brach damals die Schule ab, um eine Schauspielausbildung zu machen. Sie ist froh, dass das Abendgymnasium Göttingen ihr die Chance bietet, das Abitur im Sommer nachzuholen:
O-Ton 2, Lena Gudrian, 24 Sekunden
„Ich finde das eine gute Möglichkeit, weil ich damals nach der Schauspielschule in Köln mich schon erkundigt hatte, ob ich dort mein Abitur nachholen kann, und es gab irgendwie Komplikationen und hat nicht so richtig funktioniert. Und dann hab‘ ich das Abendgymnasium hier in Göttingen gefunden und hab‘ angerufen und konnte wirklich wenig später direkt anfangen, und das hat mich sehr erleichtert, weil ich zu dem Zeitpunkt auch nicht wirklich wusste, ob ich es machen möchte mit meinem Abitur. Und das war sehr gut.“
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Wegen ihres Engagements am Theater nutzt Gudrian den Vormittagsbetrieb des Abendgymnasiums, der seit 2001 angeboten wird für Studierende, die am Abend aus zeitlichen Gründen nicht am Unterricht teilnehmen können. Zusätzlich hat die Schule Abitur-Online-Kurse im Angebot, die es erlauben, an nur drei Abenden in der Woche den Unterricht in der Schule zu besuchen und die restlichen Aufgaben von zu Hause am Rechner zu erledigen. Auch Jörg Dietzel holt am Abendgymnasium sein Abitur nach. Der 22-Jährige ist seit dreieinhalb Jahren an der Schule und nutzt den Abendbetrieb. Dietzel hat durch den Unterricht am Abendgymnasium einen anderen Blick auf Inhalte entwickelt, die in seiner Schulzeit vermittelt wurden. Einige Inhalte sind seiner Meinung nach als Schüler im Teenager-Alter nur schwer oder gar nicht verständlich:
O-Ton 3, Jörg Dietzel, 17 Sekunden
„Und wenn man die dann mit 20, 25 nochmal wiederholt bekommt, so wie es hier der Fall ist, dann bleiben sie auch viel besser hängen. Also, man denkt mehr drüber nach. Mit 16, 15 bekommt man sie zwar gelehrt, aber man denkt nicht so wirklich drüber nach und versteht sowas nicht. Und jetzt mit 20 ist es viel einfacher.“
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Der Umzug ist Teil des Schulstättenentwicklungskonzeptes der Stadt Göttingen, die Schulträger des Abendgymnasiums ist. Das Besondere an den Räumen am Albanikirchhof ist Schulleiter Hofmann zufolge der „Eigenheim-Charakter“, denn an keinem bisherigen Standort hatte das Abendgymnasium Unterrichtsräume ausschließlich zur eigenen Nutzung. Trotzdem sieht er dem Umzug positiv entgegen, denn der neue Standort in der BBS II bietet auch viele Vorteile wie die Nutzung der Mensa, des Bistros und die Nähe zum Bahnhof. Am neuen Standort soll es genauso erfolgreich weitergehen wie an den vorherigen, wünscht sich Hofmann:
O-Ton 4, Hans-Jürgen Hofmann, 30 Sekunden
„Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass wir einerseits die Dinge, die wir in den letzten Jahren auch gezielt angeschoben haben, wie unser Abitur-Online-Angebot, dass wir das ausbauen und verstetigen können. Und natürlich insgesamt, die Aufgabe von Abendgymnasien so in der Form auch weiterbetreiben, denn letztlich gibt es bei uns die Möglichkeit für junge Leute oder auch schon etwas ältere Leute in Anführungsstrichen, hier ihren Bildungsweg zu Ende zu bringen. Und das ist natürlich auch ein Stück Emanzipation.“
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Der letzte Schultag in der Außenstelle des Max-Planck-Gymnasiums ist am 3. Juli. Ab 2020 wird das Max-Planck-Gymnasium die Räume für den eigenen Unterrichtsbetrieb nutzen.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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