Was heißt es, Schüler*in in der Corona Pandemie zu sein?
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Anastasia Tschusovitin |
Datum: | |
Dauer: | 05:13 Minuten bisher gehört: 349 |
Manuskript
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Die Corona-Pandemie und der anhaltende Lookdown belasten das seelische Gleichgewicht der Bevölkerung immer stärker. Unternehmen stehen kurz vor der Pleite, für viele Arbeitnehmer*innen heißt es Homeoffice, Kurzarbeit oder sogar betriebsbedingte Kündigung. Aber auch die Kinder und Jugendlichen bleiben in dieser Krise nicht verschont. Der harte Lockdown trifft vor allem die Schülerinnen und Schüler sehr. Denn neben der Tatsache, dass sie keine sozialen Kontakte haben und keinen Sport- oder Freizeitaktivität nachgehen können, belastet die Schüler*innen zusätzlich die Situation im Homeschooling. Berge an Hausaufgaben, überlastete Lernplattformen und die Angst um die Klausuren. Und das sind nur ein paar der Dinge, mit denen sich Schüler*innen täglich beschäftigen müssen. Henrike Horn ist Pressesprecherin des Jugendparlaments in Göttingen und geht in die 10. Klasse des Max-Planck-Gymnasiums in Göttingen. Sie beschreibt die Homeschooling Situation folgendermaßen:
O-Ton 1, Henrike Horn, 33 Sekunden
„Momentan ist das eher so ein nervenzerrendes Gefühl in der Schule. Es ist tatsächlich so,dass nicht alle Menschen so privilegiert sind und ein eigens Zimmer haben, gute Internetverbindung und einen eigenen Laptop.Und das Online-Schooling dadurch natürlich deutlich erschwert ist. Ich persönlich habe einen eigenen Laptop und kann damit auch am Online-Schooling teilnehmen. Aber mir fällt es total schwer, mich im Online-Schooling zu konzentrieren, wenn ich vor dem Bildschirm sitze die ganze Zeit. Mich aktiv zu melden und ja einfach diese Bereitschaft zu haben, teilnehmen zu wollen.“
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Nicht nur die aktuelle Lage macht den Schüler*innen große Sorgen. Auch der Blick in die Zukunft ist beängstigend. Vor allem für jene, die kurz vor ihrem Abschluss stehen und kurz davor sind, einen neuen Lebensabschnitt anzutreten. Florian Reetz ist Vorsitzender des Schüler*innenrats Niedersachsen. Er stellt sich vor allem die Frage, welche Auswirkungen das Virus auf die Chancen und Zukunftspläne der jungen Generationen haben wird.
O-Ton 2, Florian Reetz, 35 Sekunden
„Zum einen ist da die Angst der Zukunft darüber: Hey okay, kann ich überhaupt, wenn ich dieses Jahr mein Abschluss gemacht habe mit einer Ausbildung beginnen, mit einem Studium beginnen? Wie sieht es denn überhaupt aus, wenn ich in einer anderen Stadt studieren will oder eine Ausbildung machen will mit Corona und all so etwas ist natürlich die Frage. Aber auch, hey okay, ich habe super viele Probleme jetzt in der Schule gehabt durch die Einschränkungen wegen Corona und mir wurde nicht genug entgegen gekommen. Schaffe ich meinen Abschluss? Schaffe ich das so, wie ich das will? Und bin ich fair behandelt worden? Und das ist eine Sache, das ist sehr schade und so fühlen sich viele.“
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Trotz der vielen Debatten und Diskussionen über die Schulen in der Politik, aber auch in den Medien, ändert sich wenig. Doch was übersieht die Politik im Hinblick auf die Situation der Schülerinnen und Schüler in der Krise? Und was muss verbessert werden? Horn hat da eine klare Antwort drauf:
O-Ton 3, Henrike Horn, 28 Sekunden
„Ich glaube, dass da teilweise doch die Nähe zu den Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern und sonstigen zuständigen Personen fehlt. Dass man dort einfach die Nähe sucht und versucht gemeinsame Wege zu finden, sich enger in Kontakt zu treten, und dann vielleicht solche Missstände wie irgendwie, dass das Internet zu schlecht ist, dass der Laptop fehlt, dass die Kommunikation zum Lehrer total erschwert ist, dass man solche Hürden irgendwie verringern kann.“
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Auch wenn die negativen Aspekte im Lockdown und im Bezug auf das Homeschooling überwiegen, es gibt auch positive Seiten. Reetz sieht im Homeschooling zum Beispiel die Chance, Eigenständigkeit zu erlernen. Horn sagt, dass es Schülerinnen und Schüler gibt, denen die Homeschooling-Situation besser liegt als der Präsenzunterricht.
O-Ton 4, Henrike Horn, 26 Sekunden
„Das sind Schülerinnen und Schüler, die sich vielleicht in der Schule nicht so wohlfühlen in der Klassengemeinschaft und einfach diese Chance des Onlineschoolings darin sehen, nur Kontakt zu Menschen zu haben, mit denen sie klarkommen und die sie mögen. Und ja, dort einfach nicht diesen Zwang zu haben, jeden Tag in die Schule gehen zu müssen, wenn man dort vielleicht nicht mit so großen Mengen an Schülerinnen und Schülern klar kommt.“
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Wir vergessen immer wieder, dass Kinder und Jugendliche viel mehr mitbekommen als wir eigentlich denken. Und so machen sie sich in erster Linie nicht nur große Sorgen um sich selbst, sondern auch um ihre Familie. Die wirtschaftliche Not und der Stress, den Familien während der Pandemie erleiden, wirken sich somit auch auf die seelische und körperliche Gesundheit der Kinder aus. Cindy Patricia Heine ist Vorsitzende des Elternrats Göttingen und des Landeselternrats Niedersachsen. Sie betont, wie wichtig die Unterstützung der Eltern ist. Diese sollten ihren Kindern, trotz der hohen Belastungen für Familien, mehr Ruhe vermitteln.
O-Ton 5, Cindy-Particia Heine, 37 Sekunden
„Viel mehr Ruhe darüber, dass sie sich nicht in Noten verlieren werden, dass man auch dort Regelungen finden kann, dass es Leute gibt, die sich diesen Dingen annehmen, dass wir auch nicht in Panik ausbrechen müssen. Ja, ich persönlich denke auch immer natürlich, dass es schwierig ist, dass es gelingt, dass die Kinder im Rahmen dessen am Distanzlernen teilnehmen und da, wo es Schwierigkeiten gibt, das Gespräch mit der Lehrkraft zu suchen, ein wohlwollendes Gespräch auf einander zu und nicht mit Vorwürfen, was der oder die falsch macht, sondern gemeinsame Lösungswege zu finden.“
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