„So wie ich“ - Uschi Brüning erzählt von ihren Erinnerungen an die DDR und die Wende
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Andreas Hillebrandt |
Datum: | |
Dauer: | 03:24 Minuten bisher gehört: 156 |
Manuskript
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Am Mittwoch den 6.11. war die Jazzsängerin Uschi Brüning in Göttingen. Im Rahmen des 42. Göttinger Jazzfestivals las sie aus ihrer Autobiographie mit dem Titel "So wie ich" und interpretierte unter Begleitung von Lukas Natschinski eigene Lieder sowie Standards aus dem Jazzbereich. Sie berichtete von ihrem Leben und ihrer Karriere in der DDR und danach im vereinigten Deutschland. Die Wende, so war in der Lesung zu erfahren, erlebte sie im Zusammenhang mit ihrer Mietwohnung in Berlin nicht als Aufbau, sondern als Abbau. Musikalisch sah das anders aus:
O-Ton 1, Uschi Brüning, 26 Sekunden
„Das kommt auf die einzelnen Schicksale an. Also für mich ist es überhaupt kein Unterschied gewesen, weil ich sehr viel Musik aus dem sogenannten Westen, aus dem anderen Teil Deutschlands auch gesungen habe, und auch Jazzballaden - und Standards gesungen habe, die aus Amerika kamen. Und das habe ich auch nach der Wende gemacht. Da hat sich für mich nicht sehr viel geändert. Es gibt viele schlimme Schicksale, die in der DDR ganz groß waren und dann in ein schwarzes Loch gefallen sind. Dem ist bei mir nicht so.“
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Mit Blick auf ihre Zeit in der DDR konnte sie größtenteils unbehelligt ihrem Beruf nachgehen. Allerdings hat sie auch den Druck durch den Staat erfahren, jedoch nur in einem bestimmten Rahmen. Besonders, als sie mit Bandleader Klaus Lenz zusammengearbeitet hatte, war Brüning mit Einschränkungen ihrer Tätigkeit konfrontiert.
O-Ton 2, Uschi Brüning, 27 Sekunden
„Als ich bei Klaus Lenz war, waren wir mal ein Vierteljahr verboten. Das war eine Repressalie; aus nichtigen Gründen hat man die ganze Band verboten. Da waren wir also drei Monate arbeitslos, haben kein Arbeitslosengeld bekommen. Und natürlich wurden wir immer beobachtet und kontrolliert, dazu, was wir eigentlich machen. Und manches hat man uns verboten und manches durften wir singen. Also Repressalien in weniger gefährlicher Art als solche Repressalien, durch die man ins Gefängnis kommt oder so. Also das hatte ich nun wirklich nicht.“
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Später, als sie mit ihrem Mann Ernst-Ludwig Petrowsky gemeinsame Projekte umsetzte, konnte Brüning relativ frei arbeiten. Die Zeit der Wende brachte im Privatleben starke Veränderungen. Das Paar musste seine Mietwohnung aufgeben und zog sich aufs Land zurück.
O-Ton 3, Uschi Brüning, 15 Sekunden
„Natürlich, es hat alles umgewälzt in unserem Leben. Wir mussten völlig von vorn anfangen, während ja unsere westdeutschen Brüder und Schwestern weiter so machen konnten wie bisher, aber bei uns musste sich alles umstellen. Und da hat sich schon was geändert. Aber es hat sich musikalisch für mich gar nichts geändert. Es ging weiter.“
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Der Begleitmusiker von Uschi Brüning ist derzeit der 24-jährige Lukas Natschinski, Sohn des aus der DDR bekannten Komponisten Gerd Natschinski. Er hat die Wende nicht miterlebt. Durch Uschi Brüning lernt er allerdings die Zeit davor und danach kennen:
O-Ton 4, Lukas Natschinski, 35 Sekunden
„Ich muss sagen, ich bin in einer anderen Zeit aufgewachsen. Dadurch, dass ich mit ihr auftrete, lerne ich natürlich auch gewisse Sachen kennen. Nun hatte ich ja zum Beispiel auch zum Schluss gesagt bei dem Konzert, dass ich das natürlich alles nicht kenne. Gewisse Situationen, gewisse Namen, die sie sagt, kenne ich nicht - aber ich lerne sie dadurch kennen. Dadurch, dass sie gewisse Sachen vor der Wende erzählt und dann aber auch nach der Wende. So ein bischen lernt man es kennen, vor allem aus einer anderen Perspektive und zwar aus einer persönlichen Perspektive, eben jetzt in dem Falle eben von Uschi und nicht einfach nur, wie es in den Geschichtsbüchern steht. Und das macht es natürlich für mich auch interessant, da mehr noch zu erfahren.“
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