Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Tina Fibiger
Datum:
Dauer: 04:17 Minuten bisher gehört: 204
Seit 70 Jahren besteht die Waldbühne Bremke, die sich im Sommer den märchenhaften Geschichten der Brüder Grimm widmet. Ihr Jubiläum haben die Theatermacher am Wochenende mit einem Blick zurück auf bewegte Zeiten gefeiert. Viele Geschichten über engagierte Zeitgenossen, ehrenamtliche Helfer und tatkräftige Unterstützung ranken sich um die märchenhafte Naturkulisse, die das Waldbühnenensemble in einer dramatischen Chronik auf der Bühne illustriert hat. Auch an die vielen märchenhaften Aufführungen haben die Theatermacher bei ihrem Jubiläumsfest erinnert. Tina Fibiger war für uns dabei.

Manuskript

O-Ton 1, Einspieler Jubiläumschronik, 21 Sekunden

Sieben Zwerge, Siebenmeilenstiefel, sieben Fliegen auf einen Streich. Sieben Jahrzehnte Waldbühne Bremke. Ich meine, 70 Jahre, das ist mehr, als jeder einzelne von uns auf dem Buckel hat, nicht wahr? Und falls in diesem Punkt gelogen wurde: Keine Sorge! Man sieht Ihnen die 70 Jahre genauso wenig an, wie man es der Waldbühne ansieht.“

 

Text

Auf der Waldbühne verwickelt Rosanna Stiller die Zuschauer und die zahlreichen Ehrengäste in eine unterhaltsame Zeitreise. Es gelte schließlich, sieben Jahrzehnte durchzukauen, witzelt die Autorin der Waldbühnenchronik, die dann mit dem Ensemble auch viele Ereignisse Revue passieren lässt, die sich abseits der märchenhaften Aufführungen abspielten: Dass zum Beispiel das Wetter der Bühnenlandschaft im Grünen immer wieder zusetzte und auch die Kosten für den Erhalt des märchenhaften Schauplatzes. Den Enthusiasmus der Theatermacher konnten sie trotzdem nicht trüben, die dazu mit einem poetischen Ständchen humorvoll Bilanz ziehen.

 

O-Ton 2, Einspieler, Waldbühnenchronik, 25 Sekunden

Nicht Bretter, die die Welt bedeuten, die Felsen sind es, die uns erfreuten. Sie ragen aus der Erde hoch, der Nebel, quillt aus manchem Loch. Ein Dächlein könnte Spenden locken. Dann blieben schöne Haare trocken. Und auch den Spender wird es freuen, bei Regen und bei Sonnenschein. Gelassen lauscht man den Geschichten, die beide Grimms seit einst berichten.“

 

Text

Während sich die sieben Zwerge auf der Bühne für ihr Tagewerk rüsten, wird auch vom Einsatz der vielen Ehrenamtlichen berichtet, die sich an den Wochenenden um den Einlass kümmern, die Kostüme und die Requisiten organisieren und am Kiosk für ausreichend Naschwerk sorgen. Die Grundsteinlegung für die Waldbühne am 1. Mai 1949 kommt in den Szenen natürlich ebenfalls zur Sprache und dass sie in besonderer Weise das Engagement der Theatermacher über sieben Jahrzehnte prägte. „Licht zu senden in die Tiefen des menschlichen Herzens“, heißt es in der Gründungsurkunde, “das soll die hohe ideelle Aufgabe der Waldbühne sein“. An diese Zeilen knüpft auch der Göttinger CDU-Bundestagsabgeordnete Fritz Günzler an, der wie alle anderen Gratulanten für sein Grußwort zwischen den Schauspielszenen auf die Bühne gebeten wird.

 

O-Ton 3, Fritz Günzler, 25 Sekunden

Wenn man sich mit der Geschichte der Waldbühne beschäftigt, fällt auf, dass es ja ein erstes Integrationsprojekt gewesen ist damals, mit den Dorfbewohnern, die mit den Flüchtlingen zusammen etwas auf die Beine gestellt haben. Es zeigt, dass Kultur Menschen zusammenbringt. Wie eindrücklich diese Worte sind: ‚Licht zu spenden in die Tiefe des menschlichen Herzens‘ als Aufgabe zu sehen, ist, glaube ich, eine ganz besondere Aufgabe im täglichen Tun, aber auch im Tun hier.“

 

Text

An die Gründerphase der Waldbühne erinnert sich auch der langjährige erste Vorsitzende des Vereins Waldbühne, Horst Fädrich. Er berichtet von der Nachkriegsphase, als bis zu 250.000 Flüchtlinge zunächst in Bremke lebten. Erst danach wurde in Friedland wegen des Bahnanschlusses ein Grenzdurchgangslager eingerichtet.

 

O-Ton 4, Horst Fädrich, 13 Sekunden

Von daher war das schon eine tolle Integrationsleistung mit den Flüchtlingen erst mal hier und mit den Einheimischen, das auf die Reihe zu bringen. Wenn wir heute von Integration reden, dann gehen alle unter die Decke. Das haben wir nach dem Krieg erlebt hier und gewuppt. So muss man das sehen.“

 

Text

Für Fädrich zählt seitdem der unermüdliche Einsatz für die Waldbühne, den er mit den Theatermachern, den Freunden und den Förderern der Bremker Waldbühne teilt. Ein guter Vorstand und ein Ensemble, das Freude am Theaterspielen hat, beschreibt er als entscheidende Zutaten, damit sich auch in Zukunft 10.000 Besucher und mehr jährlich von Aufführungen und Gastspielen in Bremke begeistern lassen. Mit EU-Fördermitteln und Zuschüssen aus dem Landesprogramm für Kleinkunstbühnen und Heimatvereine sind bereits weitere Sanierungsprojekte in Planung. Fädrich hat natürlich wie viele Gratulanten zum 70. Geburtstag bereits das nächste Jubiläum im Blick: 100 Jahre Waldbühne Bremke.