Close Enough - Die Surrealität des Erwachsenseins
| Sendung: | Mittendrin Redaktion |
|---|---|
| AutorIn: | Morten Reimers |
| Datum: | |
| Dauer: | 02:49 Minuten bisher gehört: 111 |
Manuskript
Text
Josh und Emily sind in ihren Dreißigern, verheiratet und haben eine fünfjährige Tochter namens Candice. Die junge Familie lebt in einem Apartmentgebäude in Los Angeles zusammen mit dem geschiedenen Paar Alex und Bridgette. Das ist nicht immer ganz einfach, aber nur so können sich die jungen Eltern die Miete in einem guten Schuldistrikt leisten. Es sind genau all diese kleinen und großen Widrigkeiten des Erwachsenseins und der Elternschaft, die die Handlung der Serie vorantreiben. Als wäre das allein nicht schon nervenaufreibend genug, eskalieren bei „Close Enough“ alltägliche Probleme schnell zu surrealen Katastrophen.
Immer wieder greift Close Enough auf Motive und Adaptionen bekannter Filme zurück. So etwa in einer Hommage an den Kultfilm „Scarface“, in der die Fünfjährige Candice unter dem Alterego „Sauceface“ das Verbot von pikanten Saucen in der Kindergartenkantine dazu nutzt, einen illegalen Saucenring aufzubauen, um sich eine Drohne leisten zu können.
Jedoch gibt es auch Folgen in denen die Serie den Bogen überspannt und damit etwas ihrer Glaubhaftigkeit einbüßt. So sind die Erwachsenen im Mittelpunkt der Serie einmal in einem Nachtclub, in dem alle Ü-30 Besucher hingerichtet werden. Natürlich ist dies als Metapher zu verstehen, dass man sich ab einem gewissen Alter fehl am Platz in solchen Locations fühlt. Aber am Ausgehverhalten der nicht mehr Zwanzigjährigen ändert das wenig, das verrät schon die bloße Zahl der Ü-30 Partys, die es überall gibt.
Was für den Zuschauer oft wie pures Chaos aussieht, scheint für die Protagonisten von „Close Enough“ aber ganz normal. Sie haben sich auf ihre Weise mit dem Wahnsinn arrangiert. Da wäre beispielsweise Alex, der geschiedene Mitbewohner. Seine Akademikerkarriere ist gescheitert, er flüchtet sich in Drogen und Verschwörungstheorien wozu er auch allen Grund hat, denn keiner weiß so recht ob Alex nicht eigentlich nur ein Klon ist. Das kann natürlich auch als subtiler Scherz verstanden werden, denn sind nicht alle animierten Serienfiguren eigentlich Klone?
Im Falle von „Close Enough“ aber sehr hochwertige Klone, denn die Animationen der Serie sind im Allgemeinen sehr gut ausgearbeitet, alle Charaktere bewegen sich „flüssig“, es sind also keine abgehackten Bewegungen zu sehen. Auch die Hintergründe sind für einen amerikanisch produzierten Cartoon sehr viel detailreicher dargestellt als üblich.
Alles in allem kann man sagen, dass „Close Enough“ eine gelungene und unterhaltsame Serienerfahrung ist. Die Protagonisten bleiben trotz der teils surrealen Handlung glaubhafte Charaktere und auch die einzelnen Folgen sind nicht einfach nur ein Anhäufung von Absurditäten, sondern in den meisten Fällen vor allem unterhaltsam kreativ. Wer Animationsserien mit Inhalten für Erwachsene mag, der wird auch mit „Close Enough“ sehr viel Freude haben.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für private Zwecke benutzt werden. Jede andere Verwendung (z.B. Mitteilung, Vortrag oder Aufführung in der Öffentlichkeit, Bearbeitung, Übersetzung) ist nur mit Zustimmung der Autorin bzw. des Autors zulässig. Die Verwendung für Rundfunkzwecke bedarf der Genehmigung des StadtRadio Göttingen.