Rezension: Deutsches Theater Göttingen bringt Kinderbuchklassiker „Ronja Räubertochter“ auf die Bühne
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Lucio Jünemann |
Datum: | |
Dauer: | 03:48 Minuten bisher gehört: 228 |
Manuskript
Text
1981 erschien Astrid Lindgrens Kinderbuch „Ronja Räubertochter“. Bis heute wurde das Buch in zahlreiche Sprachen übersetzt und ist weltweit bekannt. Barbara Hass machte Lindgrens Roman bühnentauglich und so startet vor den Augen der Zuschauer*innen die Geschichte: Die Geschichte um ein Mädchen, das in einer schrecklichen Gewitternacht im Mattiswald geboren wird. Mattiswald, weil hier die Mattis-Räuber leben. Ihr Anführer ist, wie sich jetzt schon vermuten lässt, Räuberhauptmann Mattis. Von ihren Eltern bekommt die kleine Ronja viel beigebracht, muss aber auch eigene Erfahrungen machen. So zieht sie los mit dem Versuch, sich vor allem Möglichen zu hüten. Besonders gefährlich sind laut ihrem Vater Mattis die Borka-Räuber. Bei ihren Streifzügen durch den Wald trifft Ronja auf so manch unheimliche Kreatur und auf einen Jungen. Nichtsahnend freunden sich die Beiden an. Was Ronja nicht weiß: Der Junge ist Birk Borka, Sohn des Bork Borka und Erzfeind ihres Vaters. Alles kommt raus, als Ronjas Vater Birk gefangen nimmt. Ronja gefällt das überhaupt nicht. Sie wehrt sich gegen die Bevormundungen und die Machenschaften ihres Vaters und verlässt die Mattisburg. Gemeinsam startet sie mit Birk ein Leben im Wald. Ronjas Vater bittet sie bald zurückzukommen. Aber mit was für einer Bedingung mag das Zurückkommen zusammenhängen?
Unter der Regie von Theo Fransz zeigt sich dem Publikum im Deutschen Theater ein lebhaftes Bühnenbild. Ein Sprecher, der gleichzeitig Teil des Stückes ist, führt durch die Geschichte. Die Mattisburg stellt mitten im Wald die Hauptkulisse dar. Durch kleinste Veränderungen der Szenerie finden aber auch örtliche Veränderungen statt. „Ronja Räubertochter“ spielt mit den Vorstellungen einer Räubergeschichte. Durch die lebhafte Bühnendarstellung inmitten eines Waldes wird die Naturgebundenheit des Stückes ersichtlich. Einzelne Szenen und Charaktere führen außerdem zu einem mystischen oder magischen Bezug im Stück. Beispielweise die sogenannten „Dunkelvölker“ der Wälder jagen Ronja den ein oder anderen Schreckensmoment ein. Besonders Räuberhauptmann Mattis passt anfangs zum Klischee eines starken Oberhauptes. Das Stück ist durch den Gebrauch von vielen ironischen Szenen und Verhaltensweisen komödiantisch aber gut umgesetzt. Normalerweise wird von einem Räuberhauptmann, wie es Mattis ist, Stärke und Führung erwartet. Einzelne Szenen lassen den Hauptmann aber eher schwach und kindlich wirken. Beispielsweise als er Ronja fast schon auf Knien bittet, zurück auf die Mattisburg zu kommen. Teilweise wird Ronja im Verlauf des Stückes sogar reifer als ihr Vater Mattis dargestellt. Insbesondere Kinder dürften sich an den lebendigen und tollpatschigen Figuren erfreuen. Das Stück „Ronja Räubertochter“ unterscheidet sich trotzdem in einem weiteren Punkt von einer „normalen“ Räubergeschichte. So spielen Emotionen eine übergeordnete Rolle. Diese Feststellung wird dem Zuschauer insbesondere in der wachsenden Freundschaft zwischen Birk und Ronja deutlich. Aber auch im Verhalten zwischen Ronja und ihrem Vater Mattis. In der Vater-Tochter-Beziehung spiegelt sich gleichzeitig ein rebellisches Verhalten Ronjas wider. Ronja stellt die Machenschaften ihrer Räubergruppe infrage und widersetzt sich den väterlichen Befehlen. Als Familientheater ist „Ronja Räubertochter“ auf jeden Fall einen Besuch wert. Das Stück spielt mit den Klischees einer Räubergeschichte und ist doch etwas anders. Besonders überzeugen konnten vor allem die Kulisse im Deutschen Theater und die Szenendarstellung, besonders für junge Gäste.
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