Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Carlotta Schumacher
Datum:
Dauer: 03:28 Minuten bisher gehört: 117
Die Welt trifft sich im Supermarkt. Gerade während der Lockdowns waren Supermärkte und Discounter wichtige Orte der sozialen Interaktion. Dabei entstehen immer wieder die unmöglichsten und skurrilsten Situationen. Die Serie „Die Discounter“ zeigt mit viel Humor die Lebensrealität eines Discounters in Hamburg Altona. Carlotta Schumacher hat sie sich einmal näher angeschaut.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Das Backhaus

Manuskript

Text

Der fiktive Discounter „Feinkost Kolinski“ in Hamburg-Altona ist der Schauplatz für große Alltags-Comedy. Im Mockumentary-Stil wird der Arbeitsalltag von Filialleiter Thorsten, der stellvertretenden Filialleiterin Pina, dem Ladendetektiv Jonas und den Mitarbeiter*innen Titus, Peter, Flora, Lia, Samy, Wilhelm und Frau Jensen gefilmt. Ein Kamerateam dreht also scheinbar eine Dokumentation über den Supermarkt, in dem nichts funktioniert. Zwischen die Szenen werden Interviewsequenzen geschnitten, in denen die Charaktere die gefilmten Situationen aus ihrer Sicht kommentieren. Dabei könnten Realität und Wahrnehmung kaum weiter auseinanderliegen. Hilflose Blicke in die Kamera und irritierende bis verstörende Kommentare machen die Serie unfreiwillig komisch.

Das Konzept der Serie ist nicht neu. Die Dokumentation eines eigentlich unspektakulären Alltagsortes erinnert mit den Interviews an Serien wie „Stromberg“ und „The Office“. Auch der Supermarkt ist kein neues Setting. Die US-amerikanische Serie „Superstore“ zeigt ebenfalls wie verrückt der Alltag im Supermarkt sein kann. Das wirft die Frage auf, welches Berufsfeld als nächstes Setting einer Comedy-Serie wird. Vielleicht die Gastronomie oder Hotellerie, ein Bahnhof oder oder oder. Aber warum sollte ein erfolgreiches Konzept aufgegeben werden? Die Serie „Die Discounter“ ist jung, erfrischend und zum Fremdschämen.

Der Chef hat keine Ahnung von seinem Laden und mobbt stattdessen den Ladendetektiv Jonas, der angestrengt versucht, für Ordnung zu sorgen. Schüchtern blinzelnd erklärt Jonas, wie er die Ladendiebe bezwingen möchte. Die lustlosen Mitarbeiter*innen klauen und zwischen den Kühltruhen wimmelt es von Mäusen. Fahri Yardim und Peter Fox spielen unverschämte Kunden, die trotz ihrer Prominenz alle Tricks versuchen, um möglichst wenig bezahlen zu müssen. Zwischen all dem Chaos sitzt der Hausmeister und schläft. Damit wären alle Stereotypen und Klischees erfüllt. Es ist also kein Wunder, dass der Supermarkt kurz vor der Pleite steht.

Damit er nicht schließt, muss sich die Belegschaft etwas überlegen. Sie fängt an, eine andere Kolinski-Filiale zu boykottieren, unterschlägt Geld und macht Trainings für eine gewaltfreie Kommunikation, die natürlich eskalieren. Es wird fies, unangenehm und politisch inkorrekt. Der Cast mit Bruno Alexander, Rapperin Nura, Dark-Star Ludger Bökelmann, Marc Hosemann, David Ali Rashed, Marie Bloching, Klara Lange und Merlin Sandmeyer überzeugt mit bester Comedy. Richtig witzig werden die Geschichten vor allem durch die kleinen alltäglichen Beobachtungen, die auf den Punkt gespielt werden. Produziert wurde die Serie von Christian Ulmen. Wie bei „Jerks“ ist auch die Serie „Die Discounter“ improvisiert. Das Drehbuch gibt also nur Schlüsselereignisse vor, die die Schauspieler*innen spontan umsetzen. So entstehen viele überraschende Dialoge und kuriose Situationen. Entsprechend schnell lassen sich die zehn Folgen mit jeweils 15 bis 20 Minuten Spiellänge durchgucken. Ob die Kolinski-Filiale gerettet werden kann, wer die Filialleitung übernimmt und was aus den Mitarbeiter*innen wird, bleibt offen und wird wohl Gegenstand der zweiten Staffel sein. Und auch in der zweiten Staffel soll es berühmte Gastauftritte geben. So wird auch Fußballer Mats Hummels in dem Kolinski-Supermarkt einkaufen gehen.

Wer Lust auf gute Comedy hat und sich trotz Fremdscham über fiese, aber ehrliche Witze freuen kann, ist hier definitiv richtig. Die Serie ist ein Abbild der Gesellschaft, von dem sich das Publikum an mancher Stelle wünscht, dass es in der Realität nicht ganz so schlimm ist.