Poetisch-musikalisches Feuerwerk zum Auftakt des Literaturherbst
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Tina Fibiger |
Datum: | |
Dauer: | 06:47 Minuten bisher gehört: 211 |
Manuskript
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Die Akkordeon-Gedicht-Performance zum Auftakt des Göttinger Literaturherbst war dem Gastland der Frankfurter Buchmesse gewidmet. Slowenien kann sich für die weltweit höchste Dichterdichte rühmen, was auch den Göttinger Wallstein Verlag mit seiner poetischen Schatzkammer hellhörig machte. Er nahm neben Romanen, Erzählungen und einer Anthologie auch den jüngsten Gedichtband von Aleš Šteger „Atemprotokolle“ in sein Programm auf, der an diesem Abend anklingt. Kleine slowenische Spezialitäten hatte das Festival-Team angekündigt. Damit war natürlich das Hefegebäck gemeint, mit dem die BesucherInnen begrüßt wurde, um sie auf die berauschende Wirkung slowenischer Wort- und Klangpoesie einzustimmen und auf zwei Bühnenartisten, die sich auch als Schauspieler; Tänzer, Träumer und Wortakrobaten verstehen.
O-Ton 1, Einspieler, Literaturherbst, Akkordeon-Gedicht-Performance, 37 Sekunden
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Wenn Aleš Šteger über das Lächeln des Dichters in finsteren Zeiten sinniert, dann sinnieren auch die Hände, die Mimik und in manchen Texten der ganze Körper, während das Akkordeon einen ebenso bewegenden Aufruhr mit melodischen Skizzen, gebrochenen Akkorden und perkussiven Unruheherden entfacht. Die poetischen Chiffren über das Wasser des Lebens und das Wasser der Liebe flutet Juri Tori mit Tonwellen und taucht den Engel, der sich in der Selle schmutzig macht, in ein Klanggewitter.
O-Ton 2, Einspieler, Literaturherbst, Akkordeon-Gedicht-Performance, 52 Sekunden
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Der Dichter, der mit einem Lächeln in politische Verwerfungen vordringt und in die Geschichte menschlicher Zerstörungswut, wie sie zwischen Sinn- und Seinskrisen irrlichtert, Hoffnung schöpft und wieder strandet, lockt das Publikum auch gern in die ein oder andere ironische Falle. Manchmal lächelt sogar der Kobold in Ales Steger, der liebenswert spöttelt, wenn er von der Chronik seines musikalischen Gefährten erzählt, der als Gründer einer Hard Core Rock Band zum absoluten Katzenliebhaber wurde und dafür auch eine wunderbar hintersinnige Widmung über kleine Kätzchen, die Liebe und die Wasserschale mit dem Sprung bekommt.
O-Ton 3, Einspieler, Literaturherbst, Akkordeon-Gedicht-Performance, 22 Sekunden
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Wo zwischen Himmel und Erde weiterhin alles Mögliche schiefläuft, wagt Aleš Šteger auch ein Gebet, wie es außerhalb sakraler Andachtsräume wahrnehmbar werden möchte. Mit zwei Klangsticks trommelt er sich durch den Rathaussaal, musikalisch von Juri Tori befeuert, um dann auf der Bühne einen alten Dorffriedhof zu erkunden und seine Familienvergangenheit, der sich ein Gedicht in dem Band „Atemprotokolle“ widmet und wie sie in ihm weiterlebt: Mit den rasselnden Atemgeräuschen des Großvaters, die jetzt aus dem Akkordeon drängen.
O-Ton 3, Einspieler, Literaturherbst, Akkordeon-Gedicht-Performance, 32 Sekunden
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Auch Samuel Becketts Clowns kommen zu Wort, weil Aleš Šteger Poesie ebenso gern aus absurden Verwicklungen schöpft, mit denen sich die profane Realität zumindest in der Fantasie schöpferisch aushebeln lässt. Also wird jetzt aus dem Samstagabend im Alten Rathaus nicht nur ein Montag, sondern jeder Montag und das sieben Mal die Woche. Zum Feiern und Genießen von musikalischen und poetischen Horizonten, an denen auch geswingt und getanzt wird, wie Musik und Poesie immer alles bewegen wollen, wenn sie nachdenklich sinnieren, kämpferisch aufrühren und sanft anrühren. Dann kommen auch kleine Tauben poetisch angeflogen, mitten hinein in ein Dichterleben, das sie für Momente beflügeln und vielleicht sogar berauschen: Für ein poetisch-musikalisches Feuerwerk.
O-Ton 5, Einspieler, Literaturherbst, Akkordeon-Gedicht-Performance, 32 Sekunden
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