Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Charline Rekewitsch
Datum:
Dauer: 03:26 Minuten bisher gehört: 145
Ein schwuler Prinz, ein bisexueller Präsidentensohn und aufkommende Gefühle, die nicht jeden begeistern. Das erwartet Sie in der RomCom „Royal Blue“. Hierbei handelt es sich um eine Verfilmung des bekannten Romans „Red, White & Royal Blue“ von Casey McQuiston, der eine witzige und romantische Coming-Of-Age-Geschichte verspricht. Doch ob der Film dem Buch gerecht wird und ob er sich für einen Filmabend lohnt, beurteilt Charline Rekewitsch.

Manuskript

Text

 

Im Mittelpunkt von „Royal Blue“ stehen der Sohn der ersten weiblichen Präsidentin der Vereinigten Staaten, Alex Claremont-Diaz, und der britische Prinz Henry. Schon bei ihrer ersten Begegnung bei der Hochzeit von Henrys Bruder Prinz Phillip wird deutlich, dass die beiden sich nicht ausstehen können. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass diese Begegnung in einem absoluten Chaos endet - und mit einem Bad in der Hochzeitstorte. Nach diesem Eklat sind das Weiße Haus und das Königshaus darum bemüht, Schadensbegrenzung zu betreiben. Dazu erhalten Alex und Henry die Anweisung, sich der Öffentlichkeit von nun an als Freunde präsentieren zu müssen. Diese gemeinsamen Auftritte führen schließlich dazu, dass sich die beiden immer näher kommen.

Vom ersten Moment an ist zwischen den beiden Protagonisten eine unglaubliche Chemie zu spüren, die nicht nur den Schauspielern, den Newcomern Taylor Zakhar Perez und Nicholas Galitzine zu verdanken ist, sondern auch den Filmemachern selbst. Diese sorgen mit raffinierten Handgriffen dafür, dass die wachsende Nähe zwischen dem Prinzen und dem Präsidentensohn für jeden greifbar ist. Bei den nächtlichen Telefonaten zwischen den Männern wird zum Beispiel auf einen Splitscreen verzichtet. Stattdessen sieht es so aus, als wären sie zusammen in einem Raum und würden direkt miteinander sprechen, ohne dass tausende Meilen zwischen ihnen sind. Der Film nimmt sich viel Zeit, die Beziehung der beiden zu erzählen und leidenschaftliche sowie emotionale Momente zwischen den beiden jungen Männern zu zeigen. Dafür spart der Film bei der Bildschirmzeit der Nebencharaktere hingegen ein wenig. So wurde Alex` Schwester ganz weglassen und ist dafür ein wenig mit seiner besten Freundin Nora verschmolzen, die in dem Film auch nicht seine Ex darstellt. Sein Stiefvater taucht hingegen gar nicht auf. Dafür sind seine Eltern noch immer miteinander verheiratet. Daneben erlebt auch das Königshaus im Vergleich zur Buchvorlage eine Umgestaltung, indem Henrys Mutter keinen einzigen Auftritt bekommt und aus der Großmutter ein Großvater gemacht wurde, der in den Film auf dem britischen Thron sitzt. Die Minimierung der Figuren wirkt sich aber nicht negativ auf den Film aus, da die wenigen vorhanden Figuren eine gute Figur machen: Uma Thurman als unterstützende Mutter und autoritäre Präsidentin und Sarah Shahi als sarkastische und schnell wütend werdende Assistentin Zahra. Zahra sorgt auch für einen der lustigsten Momente im Film, als sie Henry im Schrank von Alexs Hotelzimmer findet und ihn mit den Worten „Und wenn Sie hier jemand sieht, gibt es einen Brexit zwischen Ihrem Kopf und ihrem Körper“ verabschiedet.

Positiv ist auch, dass Henrys Sicht im Film nicht zu kurz kam. So bekam sein Konflikt, ob er seinen Gefühlen öffentlich nachgeben und damit den alten Traditionen seiner Familie widersprechen soll, mehr Raum. Der Konflikt von Henry wurde von Nicholas Galitzine gut transportiert, jedoch am Ende eher mit einer milderen, aber trotzdem schönen Reaktion abgewürgt. An dieser Stelle hätte ich mir vielleicht noch das ein oder andere Handeln seitens seiner Familie gewünscht. Dennoch findet Henrys Kritik an der Monarchie hier auch ihren Platz. Ebenso wie die politischen Konflikte, mit denen Alex’ Familie inmitten des US-Wahlkampfes zu kämpfen hat. Aber auch dieses Thema wird im Vergleich zum Roman etwas abgemildert. Trotz dieser kleinen Schwächen verbirgt sich hinter „Royal Blue“ eine schöne Coming-Of-Age-Geschichte, die mit tollen Charakteren und Schauspielern sowie einer guten Mischung aus Witz und Romantik punkten kann. Fans der Buchvorlage könnten allerdings von dem Film etwas enttäuscht sein.