„Der kleine Horrorladen“ - Schrecken im Blumengeschäft
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Marco Diekmann |
Datum: | |
Dauer: | 03:46 Minuten bisher gehört: 264 |
Manuskript
Text
In dem verkommenen New Yorker Stadtteil, der „Skid Row“, wo das pure Elend herrscht, gibt es ein kleines Blumengeschäft, das sich nicht gerade durch Erfolg auszeichnet. Bis eines Tages der junge Florist Seymour Krelborn, gespielt von Rick Moranis, während einer überraschenden Sonnenfinsternis eine seltsame Pflanze entdeckt. Er entschließt sich dazu, das eigentümliche Kraut, das er Audrey II tauft, in das Schaufenster zu stellen. Plötzlich geht das Geschäft durch die Decke und er kann sich vor Anfragen kaum noch retten. Und so wird Seymor über Nacht zum Superstar der botanischen Szene. Neben Respekt von Seiten seines Bosses und Stiefvater Mr Mushnik, gespielt von Vincent Gardenia, bahnt sich auch eine Romanze zwischen ihm und seiner Arbeitskollegin Audrey, gespielt von Ellen Greene, an. Hinter all dem Erfolg verbirgt Seymour jedoch ein düsteres Geheimnis. Seine neue Pflanze ist besonders bissig, lehnt Wasser und Dünger ab und benötigt stattdessen Blut zum gedeihen. Für Seymour ist das alles kein Problem, auch wenn er jetzt an jedem Finger Pflaster trägt. Als die Pflanze, die immer größer und größer wird, aber irgendwann anfängt mit ihm zu sprechen, wird klar, dass seine Finger nicht mehr ausreichen. Die Pflanze verlangt nach Fleisch, aber nicht nach dem von der Theke, sondern Fleisch mit ganz anderer Herkunft. Das eines Menschen. Seymour, der noch nie besonders gewalttätig gewesen ist, weigert sich zunächst. Aber die Versuchung ist zu groß, und die Versprechungen der hungernden Pflanze zu attraktiv. Doch wer hätte es verdient, an eine hungrige Pflanze verfüttert zu werden? Für Seymour kommt da nur einer in Frage. Audreys gewaltätiger Freund Orin Scrivello, ein sadistischer Zahnarzt, gespielt von Steve Martin. Seymour begibt sich bei der nächsten Gelegenheit in dessen Praxis, bewaffnet mit einem Revolver und entschlossen Nahrung zu beschaffen, um den Appetit seines sprechenden Gewächses zu stillen. Und damit tritt Seymour seine Reise auf einem düsteren Pfad an, der gleichzeitig von Liebe, Erfolg und Geld gekrönt, doch von menschlichem Blut durchtränkt ist.
Die ganze Geschichte wird hin und wieder von Musiknummern unterbrochen, in denen die Akteur*innen über ihre Gedanken und Gefühle reflektieren. Ja, sogar die blutdürstige Pflanze selbst, welche der amerikanische Baritonsänger Levi Stubbs seine Stimme lieh. Vor allem erwähnenswert ist ein aus drei Sängerinnen bestehender Chor, der wie schon im alten griechischen Theater das Geschehen kommentiert und stets im Vorder- oder Hintergrund singt. Dabei vermitteln die Musiknummern allerhand verschiedene Gefühlslagen. Da wäre zum Beispiel die Hoffnungslosigkeit, die im Song „Skid Row“ ausgedrückt wird, die rockige Nummer „Feed Me“, in der die Pflanze versucht Seymour zum Mord zu verführen, oder auch die absurd-komische Nummer „Dentist“, in der Orin durchgehend seine gewalttätigen Tendenzen feiert, die er in seiner Zahnarztpraxis auslebt.
Der Film ist trotz seiner möglicherweise sehr gruselig klingenden Prämisse an manchen Stellen nicht nur witzig, sondern auch vor allem überaus romantisch und berührend. Und obwohl Seymour nüchtern betrachtet moralisch ein doch sehr zweifelhafter Mensch ist, so ist er auch irgendwie liebenswert. Für Musicalfans ein empfehlenswerter Film. Übrigens gibt es zwei verschiedene Enden der Geschichte. Das eine tragisch, das andere fröhlich. Welches Ende jedoch in der Hauptfassung, und welches im nur auf Englisch verfügbaren Directors Cut vorkommt, das wird an dieser Stelle nicht verraten.
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