Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Jeanine Rudat
Datum:
Dauer: 02:50 Minuten bisher gehört: 136
In dieser Woche haben in Niedersachsen die Sommerferien begonnen. Ob Schüler:innen oder Lehrpersonal – alle freuen sich auf sechs Wochen Freizeit. Aber wohin genau soll man fahren oder fliegen? Wobei darf man heutzutage überhaupt noch fliegen? Für Antonia Merz kommt das aus Klimaschutzgründen nicht mehr in Frage. Um trotzdem bei alten Freunden in Indonesien eine Pizza essen zu können, fahren sie und ihr Freund kurzerhand mit dem Fahrrad. Mehr über ihren verrückten Trip hören Sie jetzt von Jeanine Rudat. Sie hat ihr Reisebuch „Ein Paar, ein Tandem und 15.000 km nach Indonesien“ gelesen.

Antonia Merz - Ein Paar, ein Tandem und 15.000 km nach Indonesien (Bild: Goldmann Verlag)

Manuskript

Text

Für ein Dinner nach Paris, ein Konzert nach London oder für ein Wochenende nach Mallorca – so einige von uns nutzen die Möglichkeit der Billigflieger, um sich an schönen Orten zu amüsieren. Doch was die viele Fliegerei mit unserem Planeten anstellt, ist nicht erst seit der Coronakrise bekannt. 2019 erreichten die CO2-Emissionen mit insgesamt 147 Millionen Tonnen einen Rekordwert. Wegen der Pandemie sanken sie 2020 auf 64 Millionen Tonnen, 2021 waren es 65 Millionen. Es geht also und wir alle können mit unserem Verhalten etwas dazu beitragen unsere Umwelt zu schützen und das Klima zu schonen.

 

Das dachte sich auch Antonia. Geboren 1985 hat sie die Welt bereist - auch mit dem Flugzeug - bis ihr Studium der Nachhaltigkeit und die Arbeit in einer NGO sie zum Umdenken angeregt haben und sie unter anderem das Fliegen aufgegeben hat. Reisen finden jetzt per Tandem oder Zug statt, meist von Basel in der Schweiz aus, wo sie lebt und arbeitet. Ihre Reisen kann man auf ihrem Blog wanderwonder nachlesen oder jetzt in ihrem Buch „Ein Paar, ein Tandem und 15.000 km nach Indonesien“.

 

Als ihr Freund Daniel endlich einmal Indonesien besuchen und den Ort kennenlernen will, der Antonia damals so gut gefallen hat, brüten beide eine interessante und verrückte Idee aus: Per Fahrrad nach Asien, um bei alten Freund:innen eine Pizza zu essen – ohne dafür zu fliegen. Antonia und Daniel kündigen ihre Jobs und reisen auf dem Tandem über den Balkan, die Türkei, Georgien, Aserbaidschan, den Iran, fast alle Stan-Länder, China und Südostasien. Was sie erwartet? Eine Welt, die sich ihnen öffnet. Mit all ihren Reizen, ihren Wundern und Begegnungen. Und all ihren Härten, Ungerechtigkeiten und Strapazen.


Was macht es mit zwei Menschen, die glauben einander zu lieben, stundenlang denselben Rhythmus zu treten? Und dabei so exponiert zu sein, wie nur möglich. Auf einem Tandem, für jeden sicht- und berührbar, nie für sich allein. Antonia nimmt ihre Leser:innen mit auf die Reise. In ihrem eigenen Kopf. Sie lässt einen teilhaben an ihren manches Mal widersprüchlichen Gefühlen, an den Herausforderungen, aber vor allem an all dem Glück, was ihnen auf ihrer Fahrt begegnet.

 

Durch ihre lockere Schreibweise macht es Antonia Merz einem leicht, ihr und ihrem Freund auf ihrer lebensverändernden Reise zu folgen. Neben ihren Schilderungen der beeindruckende Natur, der Freundlich- und Gastlichkeit der Menschen, spart sie auch das Negative nicht aus, wie die politische Lage, die Stellung der Frau und der Umweltschutz.

 

Ein kurzweiliges, unterhaltsames Lesevergnügen, dass durch die Fotos im Innern des Buches wunderbar illustriert wird.