Introversion ist in Ordnung - Rezension zum Podcast "Drinnies"
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Carlotta Schumacher |
Datum: | |
Dauer: | 03:32 Minuten bisher gehört: 228 |
Manuskript
Text
„Wir hoffen es geht euch gut – und wenn nicht, ist das auch ok“. Mit diesem Signature Satz begrüßen Giulia Becker und Chris Sommer ihre Zuhörer:innen zu jeder neuen Podcastfolge „Drinnies“. Drinnies sind Menschen, die introvertiert sind und am liebsten in ihrer Komfortzone bleiben. Giulia und Chris berichten aus ihrer Komfortzone und laden dazu ein, in der eigenen zu bleiben. Es ist ok, wenn man lieber zu Hause bleiben möchte als auf Partys zu gehen und es ist ok, wenn man seine Kraft nicht aus sozialer Interaktion, sondern aus Ruhe, Selbstbestimmtheit und Planmäßigkeit schöpft.
Wenn Drinnies ihre Komfortzone aber doch einmal verlassen müssen, machen sie sich darüber vorher viele Gedanken. Sie wollen nicht auffallen, ihren Mitmenschen ein gutes Gefühl geben und auf gar keinen Fall wollen sie stören. Smal-Talk, Termine beim Amt oder Telefonate mit Fremden können deshalb zu einer echten Belastungsprobe werden und als peinlich empfunden werden. Umso wichtiger ist es darüber zu lachen und sich gegenseitig zu unterstützen. In der Rubrik „Introvertipp“ geben Giulia und Chris Tipps wie man als Drinnie möglichst unauffällig und konfliktfrei durch den Alltag kommen kann.
Beruflich sind Giulia und Chris als Comedy-Autor:innen auch auf der Bühne und im Fernsehen zu sehen. Beide schreiben für das ZDF Magazin Royal von Jan Böhmermann und treten in seiner Late Night Show auf. Introversion und öffentliches Auftreten schließen sich also keinesfalls aus. Auch viele ihrer Zuhörer:innen schreiben in den Kommentaren, dass sie im Beruf viel Verantwortung tragen und privat Probleme haben ans Telefon zu gehen. Das stößt oft auf Unverständnis und wirft bei Vielen Menschen Fragen auf. Das mag daran liegen, dass Introversion oft falsch verstanden ist. Introvertierte Menschen sind nicht zwingend schüchtern, ängstlich oder nicht gesellig. Anders als extrovertierte Menschen ziehen introvertierte Menschen ihre Energie nur nicht aus dem Zusammensein mit anderen Menschen. Sie laden ihre Batterien auf, indem sie sich zurückziehen und Zeit mit sich selbst verbringen. Um das Thema Introversion ranken sich also viele Vorurteile, die mit dem Podcast aufgeräumt werden sollen.
Zeit mit sich selbst zu verbringen kann einem eine neue Welt eröffnen. In der Rubrik „Bubble Update“ erzählen Giulia und Chris welche Nischen des Internets sie entdecken, wenn sie es sich zu Hause gemütlich machen und einfach das tun was ihnen gut tut. Dabei stoßen sie auf kuriose Hobbys, spannende Menschen und vergessene Geschichten.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt zu Recht wozu es noch mehr Podcasts braucht in dem Menschen aus der Medienbranche einfach viel erzählen. Aber in dem Podcast „Drinnies“ wird nicht nur gelabert. Der Podcast versteht sich als Comedy und Self Care. Die Drinnies helfen Introversion zu verstehen und anzunehmen und sie zeigen allen anderen Drinnies, dass sie nicht alleine sind. Es gibt viele Menschen, die introvertiert sind und das ist toll. Deshalb wird jeden Monat der „Drinnie des Monats“ gewählt. Dazu schicken die Zuhörer:innen ihre Drinniegeschichten ein und die absurdeste Geschichte wird ausgezeichnet. Immer wieder manövrieren sich Menschen in die unangenehmsten Situationen oder halten absurde Unbequemlichkeiten aus, weil sie nicht stören möchten. Doch darüber wird nicht geurteilt. Die Drinnies schaffen einen Safe Space, in dem sie nicht nur über Introversion sprechen, sondern auch gesellschaftliche und popkulturelle Themen aufgreifen.
Wer selbst ein Drinnie ist oder einfach verstehen möchte was Introversion bedeutet, ist hier definitiv richtig. Der Podcast sensibilisiert und ist super witzig. Es geht nicht darum das Thema Introvertiertheit objektiv oder gar wissenschaftlich aufzuarbeiten, sondern ein Bewusstsein dafür zu schaffen.
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