Premiere von „Sweeney Todd“ im Theater im OP
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Robert Roggenkamp |
Datum: | |
Dauer: | 03:33 Minuten bisher gehört: 288 |
Manuskript
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In Sweeney Todd tötet der gleichnamige Hauptcharakter die ahnungslosen Kunden in seinem Barbier-Laden. Aber immer mehr Leute ahnen etwas. Von seinem Lehrling bis zu einer verzweifelten Geliebten, die ihren verschollenen Liebsten sucht. Sweeney legt einen Gang zu und lässt eine Person nach der nächsten verschwinden. Aber Totgesagte leben länger und der Barbier kommt immer mehr in Bedrängnis. Das Original von „Sweeney Todd“ ist ein düsteres Drama. Im Theater im OP wollen die beiden Regisseure Rene Anders und Andreas Hey das Stück für das moderne Publikum zugänglich machen, indem sie der Aufführung einen überzogenen und komischen Charakter verleihen wollen, erklärt Regisseur René Anders:
O-Ton 1, Rene Anders, 25 Sekunden
„Am bekanntesten ist der Stoff auf jeden Fall durch das Sometime-Musical, das auch mit Johnny Depp mit Jim Burton verfilmt wurde, und wir wollten uns davon entfernen sozusagen. Also der Text an sich ist sehr dicht an Urfassung an der Alten und ist auch weitaus komischer als Melodrama angelegt. Und uns war es ein großes Anliegen, das noch weiter ins Ulkige, Klamaukige und ja sehr Overactige zu ziehen.“
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Dem humorvollen Selbstanspruch werden sie aber nicht ganz gerecht. Die Witze sind stellenweise vorhersehbar und sehr flach. Die Aufführung hat durchaus den Charakter eines TV-Comedy Clubs. Umso überraschender sind die witzigen Lichtblicke, die das Stück dann doch zu bieten hat. Vor allem die Szenen, die Doktor Lupin oder Colonel Jeffrey beinhalten, stechen qualitativ hervor. Die beiden brillieren durch ihre Gestik und den abwechslungsreichen Einsatz ihrer Stimme. Die Einarbeitung in die Rolle des Colonels ist Schauspieler Jakob Jockers nicht ganz einfach von der Hand gegangen:
O-Ton 2, Jakob Jockers, 28 Sekunden
„Nee, ist mir tatsächlich überhaupt nicht leicht gefallen. Gerade aus dem Grund, dass das eben nicht naturalistisch angelegt war und man erst mal an diesen Punkt kommen musste, dass man das versteht. Das, was wir hier machen, ist nicht ernst gemeint und bis man diesen Typ gefunden hatte, und ich hatte ja ein weibliches Pendant auf der Bühne, und irgendwann hat es bei mir Klick gemacht und ich hab erkannt: ich bin eigentlich nur die männliche Version meiner Mitspielerin. Dann hat es sich einfach gut ergänzt, würde ich sagen.“
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Auch die Kostüme und das Bühnenbild müssen sich nicht verstecken. Die mehrteilige Bühne bestehend aus dem Barbierladen auf der Bühne und der Bäckerei auf dem Balkon sind durchdacht gestaltet. Ein Höhepunkt ist die mechanische Sesselkonstruktion des Sweeney Todd, die als Tötungsinstrument dient. Dieses Mörder-Möbiliar zu beschaffen, sei schwierig gewesen, erzählt Lisa Rubart, die für die Bühnenausstattung zuständig ist:
O-Ton 3, Lisa Rubart, 33 Sekunden
„Ein großes, großes, ja nicht Problem, aber eine große Hürde, die ich hatte am Anfang, war tatsächlich der Stuhl. Der ja sehr bedeutend ist für das Stück, weil da die Vorstellungen sehr genau waren und dann diesen Stuhl zu finden, der irgendwie preislich auch in einem Rahmen ist, den man sich irgendwie erlauben kann und darf, der aber trotzdem alle Kriterien erfüllt, die er erfüllen muss, denn das ist ja nicht nur ein Stuhl, das war tatsächlich spannend. Aber auch das ist irgendwie möglich gewesen und ganz gut geglückt denke ich.“
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Das Ensemble am Theater im OP hat durchaus gezeigt, was für Potential in ihm steckt. Aber da wo die Inszenierung merklich von der Originalvorlage abweicht, um sich in das Komische zu bewegen, bekommt auch das ansonsten starke Personal seine Schwierigkeiten. Das könnte man auf einer Metaebene fast schon wieder komisch finden – aber eben nur fast.
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