Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Max Scheid
Datum:
Dauer: 03:12 Minuten bisher gehört: 186
Neben Ärzten und Anwälten sind es in Zeiten des True-Crime-Booms vor allem Polizisten und Verbrecher, die die aktuellen Fernsehserien beherrschen. Doch Brooklyn Nine-Nine geht einen ganz anderen Weg. Die 2013 erstausgestrahlte Serie thematisiert zwar Verbrecher und die Jagd der Polizei diese zu schnappen, aber auf eine komödiantische Art und Weise. Wie der Serie das gelingt, hören Sie jetzt von Max Scheid.

Manuskript

Text

Eine Gruppe von Menschen, allesamt mit ihren ganz eigenen, aber doch deutlichen Marotten versuchen ihr Leben auf die Reihe zu bekommen und nebenbei Kriminalfälle zu lösen. In Zeiten des Booms von True Crime Geschichten bietet die Serie Brooklyn Nine-Nine eine erfrischende Abwechslung. Es gibt zwar fast jede Folge einen neuen Fall, dieser wird zumeist aber eher nebenbei gelöst. Für mich eine der besten Sitcoms der letzten Jahre.

 

Zwar gibt es keine dezidierte Hauptfigur und verschiedene Charaktere streiten sich um die Bildschirmzeit, aber Detective Jake Peralta, verkörpert von dem Stand-Up-Comedian Andy Samberg, ist so etwas wie der Dreh- und Angelpunkt der Serie. Die Bromance der Serie dreht sich um ihn und seinen Kollegen Boyle, die anfangs etwas ambivalente Beziehung zum Captain des Reviers und die im Verlauf der Serie entstehende Liebesgeschichte, die in einer Sitcom natürlich nicht fehlen darf, entwickelt sich ebenfalls um ihn. Die Sitcom ist gut geschrieben, zwar gibt es auch bei Brooklyn Nine-Nine bessere und schlechtere Staffeln, insgesamt bleibt sie sich aber immer treu.

 

Hervorzuheben und für mich großer Teil des Charmes der Serie ist, dass humoristische Elemente mit einer durchaus kritischen Beleuchtung der amerikanischen Gesellschaft und Politik einher gehen. So wird beispielsweise, ohne die sonst häufigen Stereotypen zu bemühen, thematisiert, warum es für die homosexuelle Person of Colour Captain Hold schwer war, innerhalb der überwiegend weißen und heterosexuellen Polizeiführung aufzusteigen. Es geht zudem um Ernährung, Mieten in New York, die Vorverurteilung von People of Colour und die Verfügbarkeit von Waffen in Amerika. In einer Folgen trachten Jake Peralta und Captain Hold, im alten Stil der ausgestoßenen Cops nach Selbstjustiz, um sich aus dem langweiligen Zeugenschutzprogramm in dem beide stecken, zu befreien. Um den Verbrecher loszuwerden, dem sie die Isolation verdanken, brauchen die beiden Waffen. Erleichtert stellen sie fest, dass ihnen ohne Ausweise allerdings keine Waffen verkauft werden. Mit einem Augenzwinkern legt daraufhin der Verkäufer Gewehre und Munition auf den Tisch, sie seien schließlich bestimmt nur zur Jagd gedacht. Resigniert stellt Peralta daraufhin fest, dass Amerika verloren sei. „Ich bin für die Politik geboren, ich habe schöne Haare und lüge gerne“ ist eine Aussage einer Figur, welche ganz offen die amerikanische Politik kritisiert.

 

Es gibt aber natürlich auch negativ Punkte bei der Serie. So ist der Humor zumindest für mich manchmal etwas zu albern, aber das können andere ja auch anders sehen. Eine Charakterentwicklung findet zwar statt, ist aber relativ flach und teilweise gut zu antizipieren. Ein größerer Kontext zwischen den Folgen fehlt. Natürlich gibt es auch Entwicklungen über die Folgen oder Staffeln hinweg, der Humor jedoch kommt auch ohne Kontext aus. Vorteil davon ist: Brooklyn Nine-Nine eignet sich gut als Serie für nebenbei, beim Kochen oder Putzen oder was auch immer man gerade zu erledigen hat. Der Humor ist kurzweilig und wenn man mal eine Folge weniger gut aufpasst, ist man in der nächsten Folge nicht komplett raus. Trotz der angesprochenen Schwächen eine für mich absolut gelungene Serie. Die Charaktere sind nicht als Identifikationsfiguren gedacht und geschrieben, doch die diversen wirklich liebenswerten Schrullen der Charaktere führen dazu, dass sie dem Zuschauer oder der Zuschauerin von Folge zu Folge mehr ans Herz wachsen.