Rins Musik am Beispiel seines Albums „Planet Megatron“
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Marco Mellinger |
Datum: | |
Dauer: | 02:56 Minuten bisher gehört: 72 |
Manuskript
Text
Wer an Deutschrap von heute denkt, denkt an Berlin, oder? Mehringdamm, Bauchtaschen und Sneaker. Seit einigen Jahren reiht sich aber eine Stadt neben die kreative und junge Metropole. Das kleine Bietigheim-Bissingen im schönen Schwabenländle brachte gleich drei Künstler einer Generation hervor. Shindy, Bausa und zu guter letzt Rin.
Unter anderem genau darum sticht Rin schon hervor. Denn er geht nicht in die große Stadt nach Berlin. Er bleibt in der Heimat und repräsentiert Bietigheim. Aber wer Rin in eine Schublade stecken will, kann lange kramen. Er geht nicht mit, guckt nicht auf die anderen und geht seinen eigenen Weg. Er will keine Dance und House Musik, keine aggressiven Texte. Also nicht den modernen Trends im Deutschrap entsprechen.
Seine Musik ist zusammengebastelt aus dem besten der 90er und 00er Jahre. In etlichen Songs finden sich hierzu Referenzen, beispielsweise „This is the World that you know“, der Beginn des Songs ‚Up in Smoke‘ auf der Platte ‚Nimmerland‘ könnte bei manchen Erinnerungen wachrütteln. Das stammt nämlich aus ‚Matrix‘ mit Keanu Reeves und Laurence Fishburne. Doch auch Anlehnungen an Bands wie „The Doors“, „Nirvana“ oder Animes wie „One Piece“ finden sich in seinen Songs. Auch wenn seine von Nirvana inspirierte Single ‚Meer‘ die meisten eher an Tokio Hotel erinnert haben dürfte. Aber das ist ein anderes Fass. Also Deckel drauf.
Dieses Samplen, also das Wiederaufleben alter Musik in neuen Produktionen ist kein neues Phänomen. Immer wieder nutzen Künstler*innen aller Jahrgänge Musik aus der eigenen Jugend. Vielleicht auch nicht ungewöhnlich, wenn man davon ausgeht, das Musik der Vergangenheit Künstler*innen in der Gegenwart inspiriert und prägt.
Doch das große Vintage-Revival von Rin findet sich auch in seiner Kleidung. Denn Rins Musik ist eng verbunden mit seiner Liebe zur Mode, insbesondere allem was Vintage und Second Hand ist. 90er halt. Wiedergefunden in Second-Hand-Läden werden diese Klamotten und Stile der 90er immer wichtiger und erschaffen Stilbrüche, von denen die aktuelle Mode lebt.
Zurück zur Musik: Rin pickt sich genau das heraus, was für ihn die richtige Stimmung, also den Vibe schafft. Und der darf gerne mal traurig sein. Denn der Schmerz, so sagt er, ist für ihn die vielleicht einzige Emotion, die alle Menschen gleichermaßen spüren können. Auf „Planet Megatron“ hat Rin Hits wie ‚Dior 2001‘ mit tiefsinnigen Texten und ruhigen Beats geschrieben. Angereichert hat er die an Songs mit harten Beats und schnelllebigen Texten. Rin versucht also auf „Planet Megatron“, wie auf allen anderen Platten auch, eine Gefühlswelt zu erschaffen. Eine Gefühlswelt, die sich irgendwo zwischen Verlustängsten und der Liebe zum Leben einordnet.
Rin spricht wie wenige andere Künstler*innen so für die Generation der in den 90er und 00er geborenen. Er macht vieles anders, als die anderen. Er geht nicht nach Berlin und dreht Musikvideos in leeren Altbauwohnungen, erfindet sich auf jedem Album, nein jedem Song neu und wird in seinen Texten gerne mal tiefsinniger. Und obwohl er vieles anders macht, gleicht er anderen Rapper*innen vor allem dadurch, auch die meiste Zeit schmuckbehangen in dicken Geländewagen zu sitzen.
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