Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Roman Kupisch
Datum:
Dauer: 06:03 Minuten bisher gehört: 137
Das Junge Theater Göttingen hatte eine bewegte Spielzeit hinter sich. Zuschauerrekorde und verwaiste Theatersäle waren genauso so dabei wie neue Gesichter im Ensemble und neue Konzepte für schwierige Zeiten. Am Ende der Spielzeit zog JT-Intendant Nico Dietrich Bilanz und wagte einen Ausblick auf die kommende Spielzeit. Bestimmendes Thema war dabei der nach wie vor unbefriedigende Stand der Sanierungen. Roman Kupisch hat das wichtigste für Sie zusammengefasst.

Manuskript

Text

Der Ort der Pressekonferenz war symbolisch geschickt gewählt, aber akustisch eine Katastrophe.

 

O-Ton 1 Baulärm

 

Text

Geladen hatte das JT in ein Café am Platz der alten Spielstätte. Da sind die Umbauarbeiten des in vollem Gange. Aber nicht des Theaters, sondern nur des Wochenmarktplatzes. Trotzdem an sich eine gute Nachricht, aber laut einstmals gefasstem Plan sollte mittlerweile nicht nur der Platz umgebaut werden, sondern auch das Junge Theater bereits saniert worden sein. Eigentlich sind wir schon wieder zurück sagte JT-Intendant Nico Dietrich zu Beginn. Faktisch Sind sie das aber nicht. Eine Heimat ist ihnen die ehemalige Voigtschule in der Bürgerstraße nach wie vor nicht geworden

 

O-Ton 2, Nico Dietrich, 28 Sekunden

Ja selbstverständlich, das muss man auch immer wieder so benennen, Interimsspielstätte. Denn jetzt wären wir ja nach drei Jahren zurückgezogen und ich weiß nicht wie lange das jetzt noch andauern soll, aber ja, jedes Jahr tut uns weh, die Zeit ist gegen uns, das ist ganz wichtig, weil wir sind mittlerweile aus zwei Insolvenzen so positiv hervorgegangen, nicht dass uns jetzt sozusagen dieses Projekt nochmal in die Knie zwingt.“

 

Text

Nicht nur der verzögerte Umbau ist für das Junge Theater eine Herausforderung. Hinzu kommt noch der Kultur-Kahlschlag durch zwei Jahre Corona Pandemie. Theater, Konzertsäle, Kinos waren die ersten Veranstaltungsorte, die geschlossen wurden. Und als vorsichtige Öffnungen wieder möglich waren, war Platz eine entscheidende Ressource. Denn je mehr davon zur Verfügung steht, desto mehr Zuschauer können mit Abstand reingelassen werden. Im Saal des JT in der Bürgerstraße waren das im Winter maximal 45 Personen. Als Gegenstrategie entwickelte das JT das Konzept der aufsuchenden Kulturarbeit wie Dietrich es scherzhaft bezeichnet.

 

O-Ton 3, Nico Dietrich, 37 Sekunden

Das Junge Theater hat Strategien entwickelt um gegen diese Tendenz anzuarbeiten, denn wir können jetzt nicht in die nächste Saison gehen und abwarten, ob wieder so wenige Gäste kommen, sondern wir müssen einfach zu den Leuten hin und da haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht, dass wir in die Region fahren, dass wir in den Landkreis verstärkt fahren von Bad Lauterberg bis nach Hann.Münden sind wir aktiv und da auch eben im Abendspielplan für die Schulen vor Ort, für die Kitas und da wollen wir rann und das wollen wir natürlich auch ausbauen damit wir eben nicht nur darauf zurückgeworfen sind mal sehen wie viele Menschen zu uns in die Bürgerstraße 15 kommen, weil das wird finanziell definitiv nicht ausreichen.“

 

Text

Und somit treffen sich an der Frage wann die Sanierung des Otfried-Müller-Hauses endlich begonnen wird gleich mehrere Aspekte, die für das Theater wichtig sind. Zum einen ist das die Frage einer angemessenen Spielstätte die an einem zentralen Ort der Begegnung liegt. Nun gibt es zwar schon lange die Diskussion innerhalb der deutschen Theaterszene, ob die Theaterhäuser nicht von ihrem herrschaftlichen Sitz in der Stadtmitte an die Ränder der Gesellschaft beziehungsweise der Stadt umziehen sollten. Schließlich handeln ja auch die meisten ihrer Stücke vom Randständigen. Doch der Standort der ehemaligen Voigtschule an der Ecke Bürgerstraße/Gartenstraße repräsentiert nicht den gesellschaftlichen Rand. Was die Möglichkeiten der Begegnung anbelangt ist es eher eine Sackgasse. Womit wir auch beim zweiten, beim finanziellen Aspekt sind:

 

O-Ton 4, Nico Dietrich, 27 Sekunden

Das ist für das Junge Theater ein Problem, weil das Junge Theater ja ein Privattheater ist, was 50 Prozent seiner Auslastung selbst machen muss und wenn dann diese Zuschauerzahlen zurückfallen, dann wird das sozusagen schwierig. Und das hat nicht nur was mit Corona zu tun, sondern eben auch mit der Spielstätte, der Interimsspielstätte, die, wenn man es böse formulieren möchte, eine sehr gut ausgestattete Schulaula ist, aber in der kriegen wir dann auch keine große Musikshow gewuppt, die dann auch unseren Umsatz machen muss.“

 

Text

Die letzte Musikshow hatte bei zwei Auftritten in der Lokhalle ca. 1700 Zuschauer angelockt. Bei einem Auftritt in Northeim kamen auf einen Schlag noch einmal 600 dazu. Das wäre in der Interimsspielstätte unmöglich. Nicht nur, weil da wenige Personen reinpassen. Der ganze Aufwand mit Band, Ensemble und Kulissen hätte auf der kleinen Bühne der ehemaligen Schulaula gar keinen Platz. Dietrich blick dennoch positiv in die Zukunft. Das liegt zum einen daran, dass er sich sicher ist, dass die Umbau eines Tages kommen wird.

 

O-Ton 5, Nico Dietrich, 34 Sekunden

Wir haben auch die Bestätigung, dass die Stadtverwaltung, aber auch die Politik, die haben einstimmig beschlossen auch fürs Otfried-Müller-Haus, einen Umbau, haben nochmal die Bausumme erhöht im Bauausschuss, einstimmig, also wir fühlen uns da schon wahrgenommen, nur ist jetzt auch der Punkt erreicht, wo die Verzögerung, selbst wenn sie gute Argumente hat uns nicht mehr reicht, weil wir quasi jetzt leerlaufen, jedes Jahr, das wir zusätzlich in der Interimsspielstätte verbringen, beschädigt den Markenkern und lässt uns einfach immer kleiner werden, das ist schon schwierig.“

 

Text

Zum anderen freut er sich schon auf die kommende Spielzeit. Denn egal wie viel guter Wille auf Seiten der Verantwortlichen vorhanden ist. Bis das Junge Theater wieder zurück ist, vergeht mindestens noch eine Spielzeit. Die nächste beginnt mit einem alten Bekannten.

 

O-Ton 6, Nico Dietrich, 22 Sekunden

Wir starten mit einem klassischen Stoff und den wollen wir auch als solchen behandeln, Büchner und den wollen wir auch als solches mal behandeln, mal ein bisschen weniger Musi, mehr Theater, mehr Text, mehr Literatur und ich glaube da kommen wir ganz gut ran und zu verantworten hat dann die Inszenierung Tobias Sosinka und Christian Vilmar und da freue ich mich, dass das Haus als Komplettleistung mit einem klassischen Stoff in die nächste Saison startet.“