Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Regina Seibel
Datum:
Dauer: 04:27 Minuten bisher gehört: 209
Rechte Hetze und gewaltsame Demonstrationen hat es schon immer gegeben. Es scheint jedoch, als hätten solche Ereignisse und rassistische Äußerungen seit der Flüchtlingswelle 2015 zugenommen. Ereignisse wie die in Chemnitz und Köthen, wo junge Männer von Ausländern angegriffen oder auch getötet wurden, können Nährboden für rechte Einstellungen bieten. Die Situation in Deutschland wird zunehmend angespannter. Bewegt von der entstandenen Fremdenfeindlichkeit in Chemnitz, aber auch in ganz Europa, startet die IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz im März eine Aktion, um ein ein Zeichen für Vielfalt und gegen Rassismus zu setzen. Regina Seibel hat sich über die Pläne der Gewerkschaft informiert.

Manuskript

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41 Betriebe haben sich bisher bereit erklärt, an der Aktion der IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz mitzuwirken. Am internationalen Tag "Gegen den Rassismus", dem 21. März, veranstaltet sie eine Demonstration für Respekt, Solidarität und Demokratie. Dies seien Werte, die die IG Metall seit jeher vertrete, so Manfred Zaffke, erster Bevollmächtigter der Gewerkschaft. Wenn solche Werte selbst unter Gewerkschaftsmitgliedern nicht mehr selbstverständlich seien, müsse ein Zeichen nach innen und nach außen gesetzt werden, so Zaffke.

 

O-Ton 1, Manfred Zaffke, 25 Sekunden

"Gerade in der jetzigen Zeit, wo wir viel erleben, dass es Umbrüche, dass es Irritation, dass es Bestrebungen gibt von Rechtsradikalen, hier neue oder andere Werte hoffähig zu machen, ist es, glaube ich, ganz besonders wichtig, dass wir Demokraten, unsere Werte sichtbar machen wollen. Wir glauben, dass das ein Zeichen ist eben für positive Werte."

 

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Mit den Werten der Gewerkschaft seien Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit nicht vereinbar. So sehen es wohl auch die etwa 500 Teilnehmer, die zu der Demonstration angemeldet wurden. Erwartet würden noch mehr. Sie kommen aus verschiedenen Betrieben der Landkreise Göttingen, Northeim und Goslar. Für die Beschäftigten, die außerhalb Göttingens leben, werden Busse bereitgestellt. Um 10:30 Uhr starten zwei Demonstrationszüge: Einer startet am Jahnstadion, der andere am Schützenplatz. Die Aktion findet somit während der Arbeitszeit statt. Doch den Arbeitgebern sei es wichtig gewesen, sich zu positionieren, berichtet Zaffke. Die Rückmeldungen der Betriebe seien positiv gewesen. Zu den Unterstützern zählen große Konzerne wie Sartorius, Bosch und Zeiss. Rassismus habe in solchen Betrieben, in denen zahlreiche Nationen arbeiten, einfach keinen Platz, erläutert Zaffke. Umso wichtiger sei es, gegen Fremdenfeindlichkeit Flagge zu zeigen.

 

O-Ton 2, Manfred Zaffke, 16 Sekunden

"Wir sind ziemlich erschrocken, dass Rassismus für manche eben nicht mehr ein Tabu ist, sondern entsprechend offen auch vertreten wird. Und wenn man eine solche schleichende Entwicklung feststellt, muss man die Courage haben, auch zu sagen: Nein, bis hierhin und nicht weiter."

 

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Zielstation der Demonstrationszüge ist der Hiroshima-Platz, wo eine Kundgebung stattfinden soll. Neben der Metallindustrie haben auch das Helios-Klinikum und die Stadt Northeim ihre Unterstützung zugesichert. Der DGB als Dachverband unterstützt stellvertretend für weitere Gewerkschaften die Aktion. Warum ihnen das wichtig ist, erklärt der DGB-Vorsitzende Lothar Hanisch:

 

O-Ton 3, Lothar Hanisch, 30 Sekunden

"Wenn man sich den geschichtlichen Hintergrund anguckt der Gewerkschaften und was Gewerkschafterinnen, Gewerkschafter in der Nazizeit gelitten haben: Dann bedingt das das schon daher. Wir sind eine Gesellschaft, wo Menschlichkeit auch ihren Platz nicht nur hat, sondern auch zukünftig haben sollte. Das "Wir" sollte im Vordergrund stehen und nicht nur Egoismus oder das Ausgrenzen von Menschen, die einen migrantischen Hintergrund haben, die geflüchtet sind, also vor Verfolgung, vor Gewalt und, da muss ich sagen, Gott sei Dank, Aufnahme gefunden haben."

 

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Damit es auch in Zukunft nicht zu Ausgrenzung kommt, betont Ellen Kleinert, Gewerschaftssekräterin und Vertretung der Jugend, dass schon in jungen Jahren gegen etwaige Ängste gekämpft werden müsse. Durch verschiedene Kampagnen und Seminare werde versucht, die Jugend miteinzubeziehen und auch Auszubildende und Studierende für die Zukunft zu mobilisieren, sagt Kleinert:

 

O-Ton 4, Ellen Kleinert, 26 Sekunden

"Weil die Jugend unsere Zukunft ist und weil ich weiß, dass junge Menschen sich für ihre Zukunft interessieren, sich immer mehr für ihre Rechte einsetzen und deswegen auch ganz wichtig, dass sie öffentlich aktiv sichtbar werden. Die Tendenz geht ganz klar hin zu: Wir wollen eine offene Gesellschaft. Wir wollen Vielfalt in der Gesellschaft, dass die untereinander auch solidarisch sich erklären und auch Flüchtlinge, die in Ausbildung kommen, aufnehmen, mit denen gemeinsam die Zukunft gestalten, also das ist das, was ich wahrnehme."

 

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Am 21. März werden ähnliche Aktionen in Salzgitter, Braunschweig, Hannover, Osnabrück, Wolfsburg, Celle und Nienburg stattfinden. Die Demonstration steht unter der Schirmherrschaft des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil.