Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Jennifer Bullert
Datum:
Dauer: 05:28 Minuten bisher gehört: 262
Am 1. November ist Wahltag in Einbeck – eineinhalb Monate später als ursprünglich geplant, da die Corona-Pandemie dazwischen gefunkt ist. Insgesamt ziehen drei Kandidat*innen ins Rennen um das Bürgermeisteramt. Einer von ihnen ist Claudius Weisensee von der FDP. Er erhält dabei nicht nur Rückendeckung seiner Partei, sondern wird auch von den Grünen, Gemeinsam für Einbeck und der Bürgerliste Kreiensen unterstützt. Jennifer Bullert stellt ihn in einem Kandidatenporträt vor.

Claudius Weisensee, Bürgermeisterkandidat der FDP Einbeck (Bild: Jennifer Bullert)

Manuskript

Text

Mindestens Platz zwei im ersten Wahlgang. Mit dieser Ambition stellt sich der Volljurist Claudius Weisensee für die FDP dem Einbecker Bürgermeisterwahlkampf. Die vergangenen Jahre hat der gebürtige Freiburger in Baden-Württemberg verbracht und sich der Rechtswissenschaft gewidmet. Nun möchte er wieder nach Einbeck zurückkehren. Dort hat er bereits seine Kindheit verbracht, seine journalistische Ausbildung durchlaufen und war auch schon in der Kommunalpolitik aktiv. Pünktlich für das Wahljahr 2020 in Einbeck ist dann die FDP auf ihn zugekommen und hat ihm eine Kandidatur nahegelegt, so Weisensee. Nach kurzer Bedenkzeit habe er sich schließlich entschlossen, anzutreten. Er möchte vor allem, dass die Fachwerkstadt gut aus der Corona-Krise herauskommt und die Wirtschaft sich rasch erholt. Dazu hat Weisensee ein Wahlprogramm mit zehn Visionen erarbeitet: Perspektive 2030. Ein Punkt beschäftigt sich mit einer lebendigen Innenstadt. Hier müsse die Stadt für eine Art Wohlfühlfaktor in der Fußgängerzone sorgen.

 

O-Ton 1, Claudius Weisensee, 35 Sekunden

Das heißt: Es muss sauber sein, die Möbel, die dort stehen, müssen benutzbar sein, müssen ansehnlich sein. Es darf kein öffentliches Herumlungern im großen Maße geben und öffentlicher Alkoholkonsum, was die Touristen stört. Da muss man gegebenenfalls dann auch mal mit Platzverweisen oder Alkoholverbotszonen arbeiten in der Innenstadt. Und dann eine andere Sache, eine andere Idee, die ich habe: Dass alle Nutzungen des Alltags, die die Stadt selber anbietet – Krippen, Bürgerbüro – dass das möglichst zentriert in die Innenstadt gezogen wird, um für Traffic zu sorgen.“

 

Text

Leerstand sieht Weisensee hingegen vor allem als Sache der privaten Hauseigentümer, merkt zugleich aber auch an, dass er gerne zwischen diesen und den Ladenbesitzern vermitteln könne. Apropos Innenstadt: Dem Liberalen ist es ein Dorn im Auge, dass dort, besonders an den Markttagen, die rechte Szene Kundgebungen abhält. Wegen der Demonstrationsfreiheit sei ein Verbot nicht durchsetzbar. Und auch ihre politische Einstellung sei wohl leider nicht änderbar, so der 40-Jährige:

 

O-Ton 2, Claudius Weisensee, 39 Sekunden

Diese rechte Zelle, die wir in Einbeck haben, ist nicht willkommen. Ich möchte, dass sie so schnell wie möglich verschwindet. Was kann die Stadt da tun, um den Rechten das Leben so schwer wie möglich zu machen, ist einfach die gesetzlichen Möglichkeiten, die wir haben, auszunutzen. Zu gucken: Gibt es eine Ruhestörung? Sofort ein Bußgeld. Ist der Müll nicht richtig getrennt? Bußgeld. Belästigen sie Menschen? Ein Bußgeld. Also da denen permanent auf den Füßen stehen, genau hingucken, was die machen und für jeden Verstoß, natürlich gesetzeskonform, aber für jeden Verstoß auch eine Ahndung.“

 

Text

Besonders Marktbeschicker würden unter den Demonstrationen und Gegendemonstrationen leiden, da sie früher schließen müssten und so weniger Umsatz erwirtschaften würden. Davon abgesehen: Weniger Umsatz machte dieses Jahr auch die Gastronomie aufgrund der Corona-Maßnahmen. Zwar setzt sich Weisensee für Klimaschutz ein, dennoch befürwortet er das Aufstellen von Heizpilzen in der kalten Jahreszeit, damit die Gastronomie nicht noch mehr Einbußen erleidet. Dabei räumt er ein, dass die Maßnahme unter Klimaschutz-Gesichtspunkten nicht schön sei. Was den Klimaschutz generell anbelangt, sollten ihm zufolge die öffentlichen Gebäude künftig gedämmt sein und die Stadt sollte in ihrer Flotte auf klimaneutrale Fahrzeuge setzen – ganz gleich ob mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb. Generell sagt Weisensee zum Thema Mobilität:

 

O-Ton 3, Claudius Weisensee, 33 Sekunden

Jetzt kurzfristig müssen wir halt einfach durch, ‚Augen zu und durch‘ durch die Corona-Krise. Wir dürfen da die öffentlichen Verkehrsträger nicht im Stich lassen. Wir müssen sie weiter unterstützen. Müssen die Defizite auch ausgleichen. Ist leider so: Schulden machen im Moment ist dann halt angesagt. Und damit es dann auch hinterher wieder weiterlaufen kann mit dem öffentlichen Personennahverkehr, weil das ist einfach super. Und man kann das auch in Einbeck – zumindest mit der Schiene kann man sehr gut nach Göttingen kommen oder nach Hannover. Mit dem Bus und die Anbindung der Ortschaften ist sicherlich noch verbesserungswürdig. Wenn der Bus einmal kommt am Tag – das ist natürlich nicht so schön.“

 

Text

Perspektivisch könne er sich in 20 bis 30 Jahren auch autonome Boxen statt PKW im Individualverkehr vorstellen. Das sei jedoch noch Zukunftsmusik. Was hingegen das Thema Digitalisierung und Schulen anbelangt, hält Weisensee es nicht für ausreichend, wenn die Schülerinnen und Schüler nur Laptops und Tablets bekommen. Primär solle erst einmal der Sanierungsstau in den Schulen behoben werden, beispielsweise hinsichtlich des Raumangebots, bevor die Digitalisierung weiter angegangen werde. Anders bei der Stadtverwaltung: Hier stellt sich der Liberale eine digitale Transformation vor. Sämtliche Prozesse sollen dabei digitalisiert ablaufen können, zugleich solle die Verwaltung aber auch ihr menschliches Antlitz im direkten Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern behalten. Für das Ende einer potenziellen Amtszeit als Bürgermeister zeichnet Weisensee folgendes Bild von der Stadt Einbeck:

 

O-Ton 4, Claudius Weisensee, 35 Sekunden

Sie soll liebenswert bleiben. Sie soll attraktiv sein für alteingesessene Einbecker, für Rückkehrer, für junge Familien, für Menschen jeglicher Herkunft, für neue Einbecker. Sie soll weiterhin Arbeitsplätze haben. Sie soll eine intakte Umwelt haben. Und sie soll einfach unser Einbeck mit ihren schönen Ortschaften, wozu ja auch die ehemalige Gemeinde Kreiensen gehört. Sie soll weiterhin unser schönes Einbeck sein und sich vielleicht für die Zukunft etwas modernisiert haben noch.“