Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Morten Reimers
Datum:
Dauer: 05:23 Minuten bisher gehört: 225
Zum Abbau des Klimacamps in Göttingen haben sich die Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ noch einmal gegen die Nutzung fossiler Brennstoffe und für mehr Klimagerechtigkeit eingesetzt. Morten Reimers war vor Ort und hat mit einem Mitglied der „Letzten Generation“ und mit Betroffenen der Aktion geredet.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Das Backhaus

Manuskript

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Normalerweise klingt es an der Kreuzung am Göttinger Neuen Rathaus meist so:

 

O-Ton 1, Fließender Vekehr

 

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Doch am Montag, den 30.05, um 17:30 Uhr änderte sich die Geräuschkulisse an der vielbefahrenen Straße.

 

O-Ton 2, Hupkonzert

 

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Der Grund: 5 Mitglieder der „Letzten Generation“ blockierten die Straße, indem sie sich auf die Straße setzten und zum Teil mit Sekundenkleber festklebten. Rosa Reinisch von der „Letzten Generation“ nannte die folgenden Gründe für ihre Aktion:

 

O-Ton 3, Rosa Reinisch, 26 Sekunden

 

Wir machen das, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen - auf den Klimanotstand hinzuweisen - um zu zeigen, dass wir uns mitten in einer Krise befinden, die bereits jetzt schon da ist und um wachzurütteln und gleichzeitig auch in verschiedenen anderen Städten Druck auf die Politik auszuüben und zu zeigen, dass man uns nicht länger ignorieren kann.“

 

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Der Klimawandel gilt gemeinhin als die größte Herausforderung der Menschheit im 21. Jahrhundert. Spätestens seit der Flutkatastrophe im Ahrtal und den zunehmenden Extremwetterbedingungen, verstärkt sich bei vielen der Eindruck: Der Klimawandel bedroht nicht nur kleine Inseln im Pazifik und ärmere Staaten im globalen Süden. Trotz der Bedrohungslage setzen viele Industrienationen weiterhin auf fossile Brennstoffe. Selbst Grünenpolitiker Robert Habeck plant, die Infrastruktur für die Gewinnung fossiler Brennstoffe weiter auszubauen. Ein fataler Fehler sagen die Aktivistinnen und Aktivisten von der „Letzten Generation“ und stellen Forderungen an den Minister:

 

O-Ton 4, Rosa Reinisch, 17 Sekunden

 

Das die neuen Nordsee-Ölbohrungen gestoppt werden und gleichzeitig fordern wir gerade auch ganz konkret eine Lebenserklärung vom Grünen Minister Habeck, dass er sich dafür einsetzt, dass das Überleben der Menschheit wichtiger ist, als das Überleben der Wirtschaft.“

 

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Bei den betroffenen Autofahrern im Stau rief die Aktion gemischte Reaktionen aus. Einige Fahrer und Passanten äußerten sich positiv zu der Aktion:

 

O-Ton 5, Fahrer 1, 13 Sekunden

 

Ich finde das ganz gut. Also ich finde es nicht so gut, dass sich hier alle so aufregen. Aber ich glaube die Menschen die es erreichen soll, wird es nicht erreichen, weil sie sich tierisch aufregen und weiterhin mit dem SUV durch die Stadt fahren.“

 

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Andere Fahrer stellten die Sinnhaftigkeit und Effizienz in Frage, zeigten sich jedoch im Allgemeinen solidarisch mit den den Zielen der Aktivisten

 

O-Ton 6, Fahrer 2, 36 Sekunden

 

Ich muss sagen, ich bin ja selber auch sehr klimabewegt und so und ich glaube es ist notwendig, aber man muss auch ein bisschen mit seinen gesellschaftlichen Sympathien, da muss man dran bleiben. Wenn du alle Menschen, die im Feierabendvekehr stehen gegen dich aufbringst, dann wird das glaube ich nichts. Auch wenn ich denke das Ziel ist auf jeden Fall richtig und da muss sich was verändern, aber so nicht."

 

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Ein Fahrlehrer, der mit seiner Schülerin im Verkehr steckte, hob hervor, dass die Aktion die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer beeinträchtige:

 

O-Ton 7, Fahrlehrer, 20 Sekunden

 

Besonders dann wenn einige Termine haben, sie zwingen also Fahrzeuge hier über die durchgezogene Linie - hier wieder einer der versucht durch den Verkehr riskante Wendemanöver zu gestalten - Ich finde das nicht in Ordnung. Also aus der Sicherheitsperspektive gesehen, finde es das nicht unbedingt toll.“

 

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Wiederum andere Fahrer waren sehr aufgebracht über die Verkehrsstörung:

 

O-Ton 8, Fahrer 3, 24 Sekunden

 

Was denn? Was soll ich Ihnen denn sagen? Das ich das unmöglich finde, weil ich glaube, dass die Leute nicht mal eine Genehmigung haben für die Demo. Damit kriegen die bestimmt die Leute nicht auf ihre Seite. Ich finde das Thema OK und alle die es können versuchen auch Elektroautos zu fahren. Alles schön, aber Leute müssen arbeiten, haben Ziele und durch solche Leute kommt man ja überhaup nicht weiter. Finde ich unmöglich, ich bin sehr aufgebracht und damit kriegen sie die Leute überhaupt nicht.“

 

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Auf die im Allgemeinen oft geäußerte Kritik, dass eine solche Straßenblockade und der damit verbundene Stau mehr CO2 generieren würde, als wenn man den Verkehr einfach fließen ließe, äußerte sich die Aktivistin Rosa folgendermaßen:

 

O-Ton 9, Rosa Reinisch, 22 Sekunden

 

Also wenn ich im Auto dort stehen würde, würde ich den Motor abstellen. Das ist kein Problem, Autos stehen immer wieder im Stau und wir sind uns bewusst, dass wir damit eine Störung verursachen, dass das unangenehm ist für die Menschen und gleichzeitig sind wir uns auch bewusst, dass alles was kommt mit der Klimakrise noch viel viel schlimmer ist und noch viel viel mehr stören wird und den Alltag beeinflussen wird.“

 

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Nach Eintreffen der Polizei, ca. 5-10 Minuten nach Errichtung der Blockade, wurde der Verkehr umgeleitet und die Feuerwehr verständigt. Die Feuerwehr rückte an, um die an der Straße festgeklebten Aktivistinnen und Aktivisten zu lösen. Auf Nachfrage, womit der Sekundenkleber gelöst wurde, betonte die Feuerwehr, dass hierfür ein einfaches Haushaltsmittel benutzt würde und das ganze garantiert ohne Komplikationen ablaufen würde:

 

O-Ton 10, Feuerwehrmann, 15 Sekunden

 

Das ist ganz normales Speiseöl, wie man es im SUpermarkt kauft, da kaufen wir es auch. Das wird jetzt aufgetragen, da reichen auch nur ein paar Tropfen und dann kann man ganz langsam, vorsichtig die Hand lösen. Verletzungsfrei, Schmerzfrei, da passiert gar nichts bei.“

 

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Nachdem die Aktivisten und Aktivistinnen von der Straße entfernt worden, standen die Mitglieder der „Letzten Generation“ noch eine Weile mit ihren Bannern neben der Fahrbahn. Rosa Reinisch fasste die Aktion am Ende so zusammen:

 

O-Ton 11, Rosa Reinisch, 25 Sekunden

 

Wir haben hier Aufmerksamkeit gehabt und natürlich auch negative Aufmerksamkeit. Wir haben aber auch viel Zuspruch bekommen, also es waren auch einige Menschen da, die sich bedankt haben, dass wir hier sitzen und das tut auf jeden Fall auch gut.“