Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Jennifer Bullert
Datum:
Dauer: 03:38 Minuten bisher gehört: 285
Wer einmal durch die Kleinstädte in Südniedersachsen flaniert, dem dürfte folgendes auffallen: Es gibt viel Fachwerk. So viel, dass sich fünf Städte sogar zum Fachwerk5Eck-Projekt zusammengeschlossen haben. Neben Einbeck und Northeim, sind das Osterode, Hann. Münden und Duderstadt. Wir verweilen heute mal in der kleinen Eichsfeldmetropole Duderstadt. Jennifer Bullert berichtet über Sehens- und Erlebenswertes.

Rathaus Duderstadt (Bild: Jennifer Bullert)

Duderstädter Altstadt (Bild: Jeanine Rudat)

Manuskript

Text

„Das Eichsfeld ist die Toskana des Nordens“ – so hat es der langjährige frühere Duderstädter Bürgermeister Wolfgang Nolte immer wieder stolz formuliert. Zumindest kulinarisch dürften da aber die Gemeinsamkeiten enden. Bekannt ist die Stadt im Untereichsfeld nämlich vor allem für ihre Stracke. Die ist auch nicht vom jährlich im Herbst stattfindenden Wurstmarkt wegzudenken. Wer dann durch die Innenstadt flaniert, wird seine Augen vermutlich auch kaum von den vielen Fachwerkhäusern abwenden können – allen voran dem rot-weißen historischen Rathaus, das nicht nur die Tourist Info und die Stadtbibliothek beherbergt, sondern auch den Folterkeller und den Anreischken. Die blau-gelb gekleidete Figur zeigt sich mehrmals täglich im Rathausturmfenster – nämlich immer dann, wenn das Glockenspiel um 9, 11, 13, 15 und 17 Uhr zu hören ist. Und übrigens noch eine Anmerkung, wo wir gerade beim Folterkeller waren: Duderstadt besitzt auch wieder einen Pranger. Der wurde nämlich im Sommer 2021 vor dem Rathaus als Foto-Hotspot etabliert und erweckt somit noch ein Stück mittelalterliche Geschichte zum Leben. Apropos Geschichte: Erstmals urkundlich erwähnt wurde Duderstadt im Jahre 927. In fünf Jahren feiert die Stadt also ihren 1.100. Geburtstag. Und natürlich rankt sich auch um den Namen eine Sage. Der zufolge haben Brüder darüber gezankt, wie die Stadt denn nun heißen solle. „Gib du der Stadt einen Namen!“ - „Nein, gib du der Stadt einen Namen!“ Aus diesem kreativen Wortgefecht entsponn sich daraufhin der heutige Name. Und das ist auch nicht die einzige Sage über Duderstadt. Denn wer in Richtung ZOB spaziert, wendet seinen Kopf vermutlich auch zur Seite, sobald der Westerturm zu sehen ist, der über die übrigen Dächer ragt. Er zeichnet sich vor allem durch seine gedrehte Spitze aus. Ein Konstruktionsfehler, wie ein Architekt einmal festgestellt haben soll. Die Sage dazu klingt deutlich spannender: Demnach soll nämlich der Teufel höchstpersönlich seine Finger im Spiel gehabt haben. So habe er sich auf der Flucht aus der Stadt an der Turmspitze festgekrallt und dabei so viel Schwung mitgenommen, dass sich die Spitze verdreht haben soll. Neben dem charakteristischen Turm ist die Fußgängerzone noch eingebettet zwischen zwei Kirchen: Der katholischen St. Cyriakus-Kirche, auch Oberkirche genannt, und der evangelischen St. Servatius-Kirche, auch als Unterkirche bekannt. Ein Kloster besitzt Duderstadt übrigens auch noch. Das Ursulinenkloster in der Neutorstraße ist bereits über 300 Jahre alt. Die Ordensschwestern haben dabei nicht nur in der benachbarten St. Ursula-Schule unterrichtet, sondern beispielsweise auch an der Hildesheimer Marienschule. Und soziales Engagement wird auch an anderer Stelle betrieben: Im Tabalugahaus. Hans-Georg Näder, Chef des Duderstädter Medizintechnikunternehmens Ottobock, hatte 2012 mit dem deutschen Rocksänger Peter Maffay das Projekt „Schutzräume für Kinder“ initiiert. Das richtet sich an Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Mit der Zeit entwickelte sich daraus das Tabalugahaus, das ebenfalls in der Innenstadt zu finden ist. Und auch außerhalb der Wallanlagen hat Duderstadt einiges zu bieten. Zum Beispiel in Richtung Süden das Grenzlandmuseum Eichsfeld. Dort lässt sich in den Ausstellungsräumen nicht nur die innerdeutsche Grenzgeschichte mit zahlreichen Dokumenten, Kleidungsstücken und Überbleibseln des Grenzzauns nachvollziehen, sondern es sind auch Wanderungen entlang des heutigen Grünen Bandes möglich – also entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Und für alle, die dann erst einmal genug Geschichte getankt haben, kann sich noch ein Besuch am Seeburger See lohnen, der auch nicht weit von Duderstadt entfernt ist. Das Naturschwimmbad wartet dort sogar mit einem angelegten Sandstrand auf.