„Aktion Grenze“ – Ein Schulprojekt zum 70. Jahrestag der innerdeutschen Grenzerschließung
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Nikita Makarov |
Datum: | |
Dauer: | 05:52 Minuten bisher gehört: 214 |
Manuskript
Text
1952 entschied sich die Regierung der DDR die innerdeutsche Grenze zur Bundesrepublik weitestgehend abzuriegeln. Bahnübergänge, Straßen, selbst ganze Dörfer waren nun geteilt und getrennt. Das sollte bis zum Mauerfall im November 1989 auch so bleiben. Anlässlich des 70. Jahrestages des Grenzerschließung hat das Grenzlandmuseum Eichsfeld ein Schulprojekt mit dem Namen „Aktion Grenze“ ins Leben gerufen, das vom Kultusministerium und dem Bundesprogramm „Jugend erinnert“ gefördert wurde. Erinnern ist ein gutes Stichwort. Drei Schulen aus dem unmittelbaren Umfeld des Museums, und zwar die Kooperative Gesamtschule Bad Lauterberg, das Marie Curie Gymnasium aus Worbis und das Johann Georg Lingemann Gymnasium aus Heilbad Heiligenstadt haben sich in diesem Projekt zur Aufgabe gemacht an die Geschehnisse rund um die Teilung Deutschlands zu erinnern. Museumsgeschäftsführerin Mira Keune erläutert, wieso es dem Museum ein besonderes Anliegen war, die Grenzerschließung 1952 noch einmal aufzuarbeiten.
O-Ton 1, Mira Keune, 31 Sekunden
„Hintergrund ist, dass die meisten Menschen wissen, wann die Berliner Mauer gebaut wurde, 1961, aber wenn man dann sagt „wisst ihr, neun Jahre vorher, im Mai 52, wurde die innerdeutsche Grenze abgeriegelt, mit Zäunen, mit Verordnungen, mit Zwangsaussiedlungen, also Kontrolle und Repression, alles gehörte mit dazu zu dieser Abriegelung“, dann sagen die meisten Menschen „das habe ich ja noch nie gehört“. Und da war es uns wichtig, auf ganz vielen Ebenen Formate auszudenken, um dieses besondere Jahr auch würdig zu begehen.“
1.400 Kilometer innerdeutsche Grenze, fast 12.000 Umsiedlungen im Zuge der Grenzerschließung. Unter anderem auch das waren die Themen, die die Schülerinnen und Schüler in drei unterschiedlichen medialen Darstellungen angegangen sind. Jeweils drei Videos, drei Social-Media-Projekte und drei Radiofeatures, in denen das Museum mit dem Medienpädagogen des StadtRadio Göttingen, Sascha Prinz, kooperierte, sind dabei entstanden. Von jeder Schule immer jeweils eines. Auch mit dabei war der Illustrator Jeff Hemmer, der für die Videos und Instagram-Beiträge die Schülerinnen und Schüler beim Zeichnen unterstützte. Leiter des Projektes und gleichzeitig Pädagoge am Grenzlandmuseum, Patrick Hoffmann, erklärt mit welcher Idee die Beiträge umgesetzt wurden.
O-Ton 2, Patrick Hoffmann, 42 Sekunden
„Die grundsätzliche Idee war, dass wir unser Museumsarchiv und unsere Ausstellung auch wirklich nutzen für das Projekt. In den drei Gruppen Radio, Video, Social Media gibt es ja eine ganze Menge an Medien, an historischen Quellen, die man nutzen kann. Wir haben zum Beispiel ein großes Zeitzeugen-O-Ton-Archiv in unserer Sammlung, das wir nutzen konnten für die Radiobeiträge. Wir haben auch ganz viele historische Tagebücher, auch Postkarten und ähnliches genommen für die anderen Gruppen. Für Social Media auch viele Fotos und ähnliches. So hatten die Jugendlichen eine große Auswahl an ganz verschiedenen Objekten, Quellen, die sie in ihren unterschiedlichen Medien dann einbauen konnten.“
Jede Schule stellte drei Gruppen, die die drei Bereiche Radio, Video und Social Media abdeckte. So entstanden insgesamt neun von einander in der Umsetzung völlig unterschiedliche Medienprodukte. Eine Gruppe verzichtete darauf vor die Kamera zu treten und erklärte die Geschichte anhand von Zeichnungen, eine andere Gruppe erstellte Instagram-Kacheln, die als ganzes einen vollständigen Beitrag abbilden und wieder eine andere agierte im Stile der Tagesschau. Auch schauspielerische Aufgaben und Requisiten wurden teils aufgegriffen, wie der Schüler Justus Bode vom Gymnasium in Heilegenstadt erklärt.
O-Ton 3, Justus Bode, 36 Sekunden
„Requisiten finden war echt cool. Dieses Beispiel auch, Bier aus Seife, Wasser und Lebensmittelfarbe herzustellen, ist schon spannend und auch das Drehen an sich. Das Schneiden hat viel Zeit wirklich gebraucht, aber war sehr, sehr schön. Ich war sehr froh hier teilnehmen zu dürfen und ich finde die Umsetzung in Medien, vor allen Dingen in dieser Form sehr, sehr gut. Es war unfassbar schön mit der Kamera zu arbeiten. Es war schön Mal so ein bisschen die Schauspielluft zu schnuppern, bisschen schauspielern zu können und diese Informationenrecherche eigentlich, so im gesamten diese Arbeit mit den Medien, das war sehr, sehr schön.“
Die Essenz aus dem Projekt wurde an dem Vormittag, an dem alle beteiligten zusammenkamen um die Ergebnisse zu sehen, sehr deutlich. Zum einen wurde den Schülerinnen und Schülern ermöglicht Medienkompetenz zu sammeln und sich kreativ zu entfalten, zum anderen wurde ein Beitrag geleistet, das die Ereignisse rund um die innerdeutsche Grenze nicht vergessen werden. Im Rahmen des Projektes waren auch einige Zeitzeuginnen und Zeitzeugen involviert, die ebenfalls ein sehr positives Bild vom Projekt bekommen haben. Einer von Ihnen ist Horst Dornieden, der auch noch der Vorstandvorsitzende des Trägervereins des Grenzlandmuseums Eichsfeld ist. Er findet gerade die Erinnerungskultur, die das Projekt gefördert hat, besonders wichtig.
O-Ton 4, Horst Dornieden, 33 Sekunden
„Das ist mir natürlich ein Anliegen, dass dieser Zeitraum der Teilung, aber auch die Zeit der Grenzziehung, der Abschottung, das diese Dinge nochmal beleuchtet werden und auch den Jugendlichen klar wird, dass Demokratie nicht einfach so etwas selbstverständliches ist, sondern dass man sich auch dafür einsetzen muss, engagieren muss und dass es immer wieder Gefahren gibt, dass sowas auch sich wieder verändern kann, dass man Freiheit und Mitbestimmungsrecht auch wieder verlieren kann.“
Museumsleiterin Keune hofft, dass das Projekt „Aktion Grenze“ nicht das letzte Projekt in Zusammenarbeit mit regionalen Schulen sein wird, in dem an die Geschichte der deutschen Grenze gedacht wird. Auch Sie unterstrich die Wichtigkeit der Erinnerungskultur für unsere freie und demokratische Grundordnung. Dafür wird das Grenzlandmuseum auch in Zukunft stehen und auch weiterhin versuchen verschiedenste Medien zu nutzen, um diese Erinnerungskultur zu vermitteln.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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