Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Regina Seibel
Datum:
Dauer: 03:37 Minuten bisher gehört: 332
Ein warmer Sommertag im Park mit Freunden: Die Menschen lachen, grillen und kühlen sich mit erfrischenden Getränken ab. Wer will danach noch leere Flaschen zurückbringen? Ohne weiter nachzudenken, werfen viele Pfandflaschen in den Müll. Darunter leidet nicht nur die Umwelt. 180 Millionen Euro landen auf diese Art und Weise jährlich in der Tonne.Woran viele dabei nicht denken ist, dass dieses Pfand von anderen dringend benötigt wird. Neben Obdachlosen verdienen sich so auch beispielsweise Rentner einige Euro dazu. Müssen diese dann aber in die Mülltonne fassen, ist die Verletzungsgefahr hoch. Die Initiative "Pfand gehört daneben" aus Hamburg möchte auf dieses Problem aufmerksam machen. An vielbesuchten Orten werden spezielle Pfandkisten aufgehängt, in die nicht benötigte Pfandflaschen gestellt werden können. Einige Schüler der Neuen IGS Göttingen ließen sich hiervon inspirieren und starteten ein solches Projekt in Göttingen. Regina Seibel hat mit zwei Schülern gesprochen.

Pfandkisten, die künftig in Göttingen zu finden sein sollen. (Bild: Luis)

Manuskript

Text

Luis und Maik besuchen die 8. Klasse der Neuen IGS Göttingen und beschäftigen sich schon jetzt mit dem Thema Umwelt und Obdachlosigkeit. Sie gehören zu einer Projektgruppe, die sich dafür einsetzt, dass Pfand nicht achtlos weggeworfen wird. Mit ihrem Projekt waren die Schüler nicht auf sich allein gestellt und erhielten positive Resonanz von oben, erzählen Maik und Luis:

 

O-Ton 1, Maik und Luis, 18 Sekunden

Maik: "Unsere Tutoren haben uns unterstützt dabei. Und unseren Schulleiter interessiert es auch sehr. Dementsprechend hatten wir dann auch einen Kontakt im Rathaus." Luis: "Gab es jetzt auch schon wieder positive Rückmeldung von der Schule her, dass unsere Schule schön dargestellt wird, nicht schlecht dasteht, sondern super. Und deswegen war das ganz schön."

 

Text

Die Idee kam den Schülern durch das Projekt "Aus alt mach neu". Dort wurden ihnen in einem Vortrag verschiedene Recycling-Maßnahmen vorgestellt, darunter auch die Initiative "Pfand gehört daneben". Ein Lehrer fragte die Schüler, wer denn an einem eigenen Projekt interessiert wäre. Sieben Schüler meldeten sich freiwillig und das Projekt kam ins Rollen. Maik und Luis waren zwei davon – und stürzten sich auf die vor sich liegenden Aufgaben:

 

O-Ton 2, Maik und Luis, 22 Sekunden

Maik: "Wir mussten die zuerst herstellen. Dann mussten wir Kontakt wieder herstellen zum Ordnungsamt. Die Organisation, die war sehr schwierig, das alles abzuklären." Luis: "Zum Glück haben wir wirklich alles hingekriegt. Das Grünflächenpflegeamt hat uns strenge Vorgaben gegeben nochmal zu den Pfandkisten. Das Jugendamt auch, dass Kinder sich daran auch nicht verletzen, wo die auch so hoch angebracht werden müssen. Das ist auch wichtig gewesen."

 

Text

Die drei Pfandkisten werden am Waageplatz, auf den Schillerwiesen und am Wilhelmsplatz aufgehängt. Bei der Herstellung und Gestaltung der Kisten hätten sich die Schüler viel Mühe gegeben. Die Kisten wurden einem Getränkehändler abgekauft, die Logos daraufhin mit den Schulfarben auffällig übersprayt. Sticker auf den Kisten erklären den Sinn des Projekts. Um die Kisten festmachen zu können, wurde ein Loch in die Mitte geschnitten. Durch Schrauben und Kabelbinder wird die Kiste dann zum Beispiel an Straßenschildersäulen befestigt. Auch Werbung für ihre Kisten haben die Schüler selbst organisiert, wie Luis erzählt.

 

O-Ton 3, Luis, 20 Sekunden

"Wir haben dann einen Antrag an den Förderverein gestellt, damit wir ein bisschen Geld kriegen für Flyer und Plakate. Am 12.03. werden die aufgehangen und Flyer werden auch in verschiedenen Geschäften verteilt, zum Beispiel bei der Göttinger Tafel und bei fast allen Apotheken in der Innenstadt. Und das sind jetzt nur so ein paar Sachen, wir haben insgesamt fast 17 Läden, wo Flyer und Plakate hin kommen."

 

Text

Die Werbung durch Flyer und Plakate solle auf das Problem hinweisen und die Leute durch das Abstellen der Flaschen zu einer "guten Tat" bewegen. Die Schüler hoffen auf den Erfolg ihres Projekts:

 

O-Ton 4, Maik und Luis, 33 Sekunden

Maik: "Dass es auf jeden Fall pünktlich aufgehangen wird und es für andere Leute hilft und dass es nicht verdreckt wird. Wir haben es für die Obdachlosen gemacht. Es gibt auch andere Leute, die das auch brauchen." Luis: "Den hilfsbedürftigen Leuten, die nicht so viel Geld haben und Pfandsammlern, weil sonst greifen die ja in Mülltonnen in Spritzen, Messer, Glasscherben rein und verletzen sich. Und eine Pfandflasche, wenn ihr eine habt, nicht einfach in die Mülltonne werfen, sondern einfach nebenanstellen. So wollen wir die ein bisschen unterstützen, dass die mit den Pfandflaschen, die sie dann sammeln, nicht einfach auf der Straße verhungern oder betteln gehen müssen."

 

Text

Zum Schluss bleibe nur zu hoffen, dass die Situation nicht ausgenutzt werde. Von der Politik erhoffen sich Luis und Maik, dass etwas gegen den Hunger unternommen wird. Jeder Mensch solle nämlich genug Geld zum Überleben zur Verfügung haben.