Darüber reden hilft!- Die Nummer gegen Kummer in der Pandemie
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Anastasia Tschusovitin |
Datum: | |
Dauer: | 03:44 Minuten bisher gehört: 101 |
Manuskript
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Die „Nummer gegen Kummer“ ist ein anonymes Gesprächs- und Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche. An die anonyme Telefon-, Chat- oder E-Mail-Beratung können diese sich egal mit welchen Anliegen wenden. Speziell geschulte ehrenamtlich tätige Erwachsene, aber auch Jugendliche versuchen dann gemeinsam mit den Betreffenden eine Lösung zu finden. Lockdown und Kontaktbeschränkungen - die Folgen der Pandemie machen sich auch bei der Nummer gegen Kummer bemerkbar. Die Zahl der Beratungen stieg im Corona-Jahr 2020 in ganz Deutschland sichtbar an. Andrea Hofmeister ist Koordinatorin des Kinder- und Jugendtelefons Göttingen. Sie berichtet:
O-Ton 1, Andrea Hofmeister, 16 Sekunden
„Die ‚Nummer gegen Kummer‘-Beratung per Telefon hat, da kann man für das letzte Jahr sagen, da hat es eine Anrufsteigerung um sieben Prozent gegeben. Wir haben eh einen regen Beratungsverkehr und wir haben das dann eben nochmal gemerkt durch den Lockdown.“
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Rund 461.000 Ratsuchende haben in Jahr 2020 die „Nummer gegen Kummer“ telefonisch oder per Chat kontaktiert. Während sich die Telefonberatungen am Kinder- und Jugendtelefon im Jahr 2020 ungefähr auf dem hohen Vorjahresniveau bewegen, lässt sich bei der Online-Beratung für Kinder und Jugendliche ein deutlicher Anstieg von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr feststellen. Große Veränderungen in den Altersgruppen habe es laut Hofmeister jedoch nicht gegeben:
O-Ton 2, Andrea Hofmeister, 29 Sekunden
„Das ist im Grundprinzip wohl gleich geblieben. Das ist die Gruppe der 12- bis 19-Jährigen, grob gesagt. Das sind unsere hauptsächlich Anrufenden. Und was wir nicht während der Pandemie, sondern schon vorher also mit Erstaunen zur Kenntnis genommen haben, ist zumindest was die Telefonanrufer betrifft, da haben die Jungs ordentlich zugelegt. Früher waren es mehr Mädchen, die angerufen haben. Jetzt sind die Jungs in der Überzahl. Allerdings in der Onlineberatung sind es immer noch die Mädchen, die am meisten schreiben.“
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Die betroffenen Personen suchten häufig Rat bei Themen rund um die Familie, Sexualität und psychosoziale Probleme. Das Thema Familie habe vor allem in der Zeit des Lockdowns zugenommen. Aber auch Covid-19 sei ein dominierendes Thema in den Gesprächen, so Hoffmeister. Von den knapp 7.200 Anrufen im Jahr 2020 hätten 6.000 einen direkten Bezug zur Corona-Pandemie gehabt:
O-Ton 3, Andrea Hofmeister, 17 Sekunden
„Wo direkt abgehoben wurde auf das Thema Corona und was es für Probleme mit sich bringt. Auch viel Angst davor. Auch viel Angst um Angehörige. Nicht nur die Fragen: ‚ich bin hier eingeschlossen und ich darf nicht‘, sondern tatsächlich auch sehr viel ehrliche Angst um die Gesundheit der Angehörigen und um die eigene.“
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Die Hürde sich Hilfe zu holen sei ziemlich groß, denn häufig schämten sich die Betroffen. Sich Unterstützung bei einer anonymen Telefonberatung zu holen, ist aber ein erster Schritt in die richtige Richtung. Obwohl der Verdacht nahe liegt, dass das Telefon im digitalen Zeitalter ein veraltetes Kommunikationsmittel sein könnte, bekomme die „Nummer gegen Kummer“ immer wieder positive Rückmeldungen:
O-Ton 4, Andrea Hofmeister, 19 Sekunden
„Also wir haben auch immer wieder unser Jugendlichen in den Teams gefragt, glaubt ihr, dass das Telefon nicht ein bisschen veraltet ist als Kommunikationsform? Und die sagten:‘Nee’. Die haben genau diese Antwort gegeben. Also Chat ist oberflächlich und Telefon ist intensiv. Und behaltene das unbedingt da bei und behaltet auch die E-Mail da bei, weil die E-Mail ist auch intensiv.“
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Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene wissen, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind. Gerade jetzt in einer Zeit, in der die Gesellschaft immer offener gegenüber psychischen Erkrankungen wird, steigt die Nachfrage nach Beratungsangeboten. Sicher ist: in den meisten Fällen hilft es, über die eigenen Probleme mit jemandem zu reden – egal ob im persönlichen Gespräch, im Internet oder per Telefon.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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