Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Dominic Steneberg
Datum:
Dauer: 04:16 Minuten bisher gehört: 81
Die Teilnahme an Olympischen Spielen ist für viele Sportler ein Kindheitstraum und nur die wenigsten können sich diesen auch erfüllen. Wer es sogar schafft eine Medaille zu gewinnen, dem werden diese Erinnerungen erst recht ein Leben lang präsent bleiben. So ist es auch bei Filbert Bayi. Für sein Heimatland Tansania holte er 1980 eine Silbermedaille und auch heute, viele Jahrzehnte nach seiner sportlichen Laufbahn, ist er noch in diverse Entscheidungen rund um den Sport in seiner Heimat involviert. Vor ein paar Tagen war er dank einer Kooperation mit dem niedersächsischen Landessportbund in Göttingen. Dominic Steneberg hatte die Möglichkeit mit ihm zu sprechen.

Angela Daalmann, Landessportbund Niedersachsen und Filbert Bayi, Tansanisches Olympia-Komitee (Bild: Dominic Steneberg)

Manuskript

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Filbert Bayi ist ein besonderer Mann. Der 66-jährige ehemalige Mittelstrecken- und Hindernisläufer war einst ein erfolgreicher Athlet, der sogar eine Olympia-Medaille gewonnen hat. Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau holte Bayi die Silber-Medaille im 3.000-Meter-Hindernislauf. Doch auch schon 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal war Bayi mit dabei. Ein weiterer ganz besonderer Erfolg für ihn waren die Commonwelth-Games 1978 im kanadischen Edmonten. Hier sicherte sich Bayi ebenfalls die Silber-Medaille, allerdings im 1.500-Meter-Lauf. Der Sport hat sein Leben zweifelsfrei geprägt. Filbert Bayi, der nur englisch spricht, schildert seinen Weg aus Tansania hin zu internationalen Sportwettkämpfen.

 

O-Ton 1, Filbert Bayi, 37 Sekunden

Aufgrund des Sports musste ich damals nicht zum Militär-Dienst. Dennoch habe ich dann als Athlet einen Job beim Militär bekommen, ohne vorher zu kämpfen. Dort gibt es verschiedene Einheiten und alle Einheiten wollen gute Athleten in ihren Reihen haben. Deswegen haben sie mir einen Job gegeben. So habe ich mich dort mit anderen Sportlern, die ebenfalls beim Militär waren, duelliert. Unser Team war sehr stark, denn nur die besten Athleten wurden rekrutiert. Das war zu dem auch der Anfang meiner internationalen Karriere, da ich so an weltweiten Wettbewerben teilnehmen konnte.“

 

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Nach dem Ende seiner aktiven Sportler-Zeit wollte Bayi aber nicht einfach dem Sport abtrünnig werden, sondern seine Erfahrungen an die nächsten Generationen weitergeben und vor allem Gutes tun. Er ist mittlerweile Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitees Tansanias. Mit seinem Namen und seinen Netzwerken gründete er darüber hinaus 2003 die „Filbert Bayi Foundation“. Eine Stiftung, die sich für die Förderung junger sportlicher Talente einsetzt. Aber auch darüber hinaus hat die Stiftung einen gesellschaftlichen Auftrag. Jungen Menschen soll die Schulbildung nähergebracht werden und auch im Kampf gegen AIDS und Armut ist die Stiftung aktiv. Über die Stiftung kam auch der Kontakt zum Landessportbund, kurz LSB, in Niedersachsen zustande. Angela Daalmann vom LSB ist international vielseitig aufgestellt.

 

O-Ton 2, Angela Daalmann, 26 Sekunden

Der Landessportbund setzt sehr intensiv die Partnerschaften des Landes Niedersachsen im Sport um. Das sind insgesamt 44 Projekte und Tansania ist ein Partnerland, mit dem wir intensiv zusammenarbeiten. In den anderen Ländern sind es eher die Region, in Tansania ist es das gesamte Land und es kommt schon mal vor, dass wir mit Menschen zu tun haben, die eine berühmte Vergangenheit haben und wir freuen uns natürlich, mit Filbert Bayi einen Partner gefunden zu haben, der etwas aufgebaut hat, was eine hervorragende Struktur bietet für diverse Projekte, die wir auch durchführen.“

 

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Die Kooperation kann zum Beispiel so aussehen, dass Jugendliche aus Sportvereinem ein Austausch-Projekt mit der „Filbert Bayi School“ in Tansania anstreben. Daran beteiligt sich auch der ASC Göttingen, der bereits Teilnehmer nach Afrika geschickt hat. Gegenseitig finden dann Austausche und Besuche statt, die beiden Seiten das Leben auf dem jeweils anderen Kontinent näherbringen sollen. Im Rahmen dieser Schulen werden auch die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen umgesetzt. Beispielsweise die Gleichstellung der Geschlechter und die Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen. Was die Zukunft angeht, wünscht sich Bayi aber auch eine Entwicklung seiner Stiftung im Gesundheitsbereich.

 

O-Ton 3, Filbert Bayi, 43 Sekunden

Meine Stiftung ist dazu da, um etwas an die Gesellschaft zurückzugeben. Und ganz aktuell geben wir in der Form etwas zurück, dass wir in einem Gesundheitszentrum Behandlungen und Therapien bereitstellen. Hauptsächlich für Kinder an Schulen in der unmittelbaren Umgebung. Wir können mit dem Gesundheitszentrum rund 5.000 Menschen pro Monat erreichen. Aber das Gesundheitszentrum ist eben kein Krankenhaus und in der Zukunft wollen wir es zu einem Krankenhaus entwickeln. Den Plan dafür gibt es bereits. In einem Krankenhaus wäre so viel mehr möglich, nicht nur vom Gebäude her, sondern vor allem von der Ausstattung.“

 

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Die Arbeit von Filbert Bayi in Tansania wird die vielen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in dem afrikanischen Land nicht von heute auf morgen verändern. Doch sie schafft einen kontinuierlichen Beitrag für die positive Entwicklung der Kinder und Jugendlichen in Bayis Heimat.