Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Emilia Kröger
Datum:
Dauer: 04:27 Minuten bisher gehört: 457
Der Klimawandel ist inzwischen in die Problemwahrnehmung der Öffentlichkeit gerückt. Spätestens seit den Fridays for Future Demonstrationen kommt kaum jemand um das Thema herum. Synchron dazu wächst bei vielen Menschen in Deutschland auch das Umweltbewusstsein. Das zeigt eine aktuelle Studie des Umweltbundesamts. In der Befragung ging es um die Relevanz die Umwelt- und Klimaschutz zugemessen wird, aber auch um die Bewertung der Umweltqualität. Ein differenziertes Umweltbewusstsein, welches für solche Einschätzungen von Nöten ist, entsteht jedoch nicht von allein. Wie fast alles übernehmen Kinder den Umgang mit der Natur von ihren Eltern, Lehrern und anderen Vorbildern. Auf den Lehrplänen steht das Thema jedoch meistens nur sehr selten. Wie an Schulen trotzdem Kindern die bewusste Wahrnehmung ihrer Umwelt lernen können, zeigt ein Projekt aus dem Flecken Adelebsen. Emilia Kröger sprach für ihren Beitrag über die Schulgarten-AG in Adelebsen mit Cornelia Sonne, der Gründerin des Schulgartens, Runa Eggers, einer Schülerin aus der AG und ihrer Mutter Sandra Eggers, sowie Henning Schäper vom Öko-Hilfe Verein und Artur Görder vom ökologischen Netzwerk Uslar.
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Runa und Sandra Eggers, Artur Görder, Cornelia Sonne und Henning Schäper v.l.n.r. (Bild: Emilia Kröger)

Manuskript

Text

Die Idee eines Schulgarten ist eine sehr alte Idee. Kindern den Umgang mit Pflanzen und Natur beizubringen, das forderten schon Botaniker und Lehrer im 18. Jahrhundert. Heute werden die Stimmen, die für einen Schulgarten werben wieder lauter. An der Heinrich-Christian-Burckhardt-Schule in Adelebsen gibt es seit kurzer Zeit eine Schulgarten-AG. Cornelia Sonne bewirtschaftet hier einen kleinen Garten zusammen mit rund fünfzehn Kindern der ersten bis vierten Klasse. Für die Geräte und Materialien verwenden Sonne und die Kinder größtenteils Sachspenden, auch das ist Teil der AG: Nachhaltigkeit und Recycling. Runa Eggers ist in der vierten Klasse und auch in der Schulgarten AG. Einen Stand auf dem Markt haben die Kinder inzwischen schon umgesetzt, erzählt Runa, doch jetzt haben sie sich ein größeres Ziel gesetzt.

 

O-Ton 1, Runa Eggers, 19 Sekunden

Dass wir das Gemüse aus unserem Schulgarten, und Obst auch, dass wir das dann in der Mensa die wir haben, dass man es da auch essen kann und ja. Dass halt jeder was davon, von diesem Gemüse hat, nicht nur die Kinder die es, die in der AG sind.

 

Text

Der Schulgarten in Adelebsen entstand nicht, weil Lehrer oder gar die Schulleitung das gefordert haben. Es war vielmehr die Eigeninitiative Sonnes, sowie das Engagement und die Begeisterung der Kinder. Anfangs stellte Sonne ihr eigenes Ackerland zur Verfügung und eine befreundete Lehrerin unternahm mit ihrer Klasse monatlich einen Ausflug zu dem Schulfeld. Noch heute finden diese kleinen Wanderungen statt, Sandra Eggers geht dafür mit ihrer Klasse raus zu dem Acker. Schnell merkte Sonne damals, dass das Interesse der Kinder geweckt war und es kein zurück mehr gab. Daraufhin gründete sie die AG an der Ganztagsschule in Adelebsen als Nachmittagsangebot. Denn für Sonne war klar: Wenn die Kinder einen Garten machen wollen, dann haben sie ein Recht darauf ihn auch zu bekommen.

 

O-Ton 2, Cornelia Sonne, 28 Sekunden

Und ich finde aus den Augen der Kinder, auch ihre Wahrnehmung, die sie wertfrei erzählen – also so ist unsere Natur, wie die Kinder sie sehen und ich glaube in der heutigen Zeit, durch unsere Gesellschaft – alles schneller, höher, breiter – merken das viele gar nicht mehr, die Kinder mal wahrzunehmen. Und ich finde das sind unsere future und die Kinder sind immer Nummer eins, die Kinder müssen immer den ersten Platz haben, den Kindern muss zugehört werden, wenn sie einen Garten machen wollen, dann macht bitte schön einen Garten.

 

Text

Für Sonne ist es wichtiger als je zuvor den Kindern zuzuhören. Sie möchte so den Kleinen schon etwas beibringen, was später das große Ganze ausmache: denn einen nachhaltigen Umgang mit der eigenen Umwelt, das können Kinder schnell lernen. Dabei geht es nicht nur darum die Wahrnehmung der Natur zu stärken, Sonne möchte den Kindern auch beibringen, gut für sich selbst zu sorgen. Dazu gehört genauso ein gesundes Selbstbewusstsein auch gegenüber den Eltern. Inzwischen kommen viele Kinder aus der Schulgarten-AG nicht nur mit selbst geerntetem Gemüse nach Hause, sondern auch mit klaren Forderungen was den Einkauf von Lebensmitteln in der Familie angeht. Und auch die Natur und die Landwirtschaft um sich herum, so Sonne, können die Kinder schon sehr gut einschätzen.

 

O-Ton 3, Cornelia Sonne, 21 Sekunden

Und die Kinder haben schon verstanden – diesen kleinen Garten, den wir da haben auf dem Acker, der kleine Kirchenacker – wie der Unterschied ist, was da noch war jetzt im Herbst an Tieren und an Pflanzen und die Monokultur nebenan … Und die haben da schon eine Meinung zu, erste bis vierte Klasse, die sagen ‚Oh da drüben summt es ja noch und da drüben, da ist ja alles tot, und das mögen wir nicht.‘

 

Text

In Adelebsen bekommt Sonne mit ihrer Schulgarten-AG immer mehr Zuspruch von verschiedensten Personen. Henning Schäper vom Öko-Hilfe Verein unterstützt das Projekt, für ihn sollten alle Kinder so einen Zugang zu der Natur bekommen und das, so sagt er, würde einfach am besten über die Schulen funktionieren. Artur Görder ist Lokalpolitiker aus Uslar und würde vorschlagen schon in der pädagogischen Ausbildung den späteren Lehrern und Fachkräften mehr Biologie zu vermitteln. Es scheint als seien sich im Flecken Adelebsen fast alle einig: Die Schulgarten-AG vermittelt den Kindern etwas sehr wertvolles: Umwelt- und Selbstbewusstsein im Einklang.