Shuttle-Bus in die Göttinger Innenstadt: Sehr gute Idee mit Verbesserungspotenzial in der Umsetzung
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Nikita Makarov |
Datum: | |
Dauer: | 05:41 Minuten bisher gehört: 348 |
Manuskript
Text
Dass die Sommerferien genutzt werden, um nötige Bauarbeiten voranzutreiben, ist nichts wirklich Außergewöhnliches. Schließlich fahren in den sechs Wochen viele Familien in den Urlaub und auch sonst ist das gesellschaftliche Leben während des Sommers ein wenig heruntergefahren, so haben beispielsweise auch die beiden Theaterhäuser in Göttingen derzeit Sommerpause. Die Stadt möchte nun an 18 Standorten in der Innenstadt Bauarbeiten durchführen. Teilweise werden hier Fernwärmeleitungen für die Stadt verlegt, teilweise werden die Fahrbahnbeläge ausgetauscht. Reges Treiben ist also auch in den Sommerferien in der Stadt garantiert – zumindest auf den Baustellen. Natürlich schränkt die Vielzahl an Baustellen den Verkehr in der Innenstadt ein. Es gibt zahlreiche Umleitungen für Fahrradfahrer, der Autoverkehr ist für die Innenstadt ohnehin schon eingeschränkt, was definitiv eine gute Sache ist. Aber an der Stelle sei für alle Autofahrer nochmal gesagt: Die Parkhäuser sind alle wie gehabt auch während der Baustellenzeit erreichbar. Eine Sperrung des ÖPNV geht allerdings mit den Baustellen einher. Der Busring durch die Innenstadt ist nicht befahrbar.
Die Göttinger Verkehrsbetriebe haben sich da aber etwas einfallen lassen. Alle Buslinien laufen für die Zeit der Ferien über den Bahnhof. Um trotzdem per Bus in die Innenstadt fahren zu können, hat die GöVB einen Innenstadt-Shuttle eingerichtet. Vorneweg: Die Idee des Shuttles ist sehr gut. Es ließe sich eventuell sogar in Erwägung ziehen, dies als dauerhafte Lösung umzusetzen – schließlich entlastet eine Linie, die durch die Innenstadt fährt, den Verkehr in der sowieso schon engen und wenig auf Verkehr ausgelegten Innenstadt ungemein – statt wie bisher ganze 17 Linien (!) (Ja, so viele Linien halten tatsächlich an der Haltestelle „Markt“, der zentralen Haltestelle in der Göttinger Innenstadt). Aber dieses Thema steht auf einem anderen Blatt. Hier soll es um den provisorischen Shuttle gehen. Und dieser Shuttle hat zwei zentrale Probleme: Barrierefreiheit und Transparenz der Information. Zum Thema Barrierefreiheit: Die GöVB lassen den Shuttle-Bus von Montag bis Freitag von 6:15 Uhr bis 20:30 Uhr im 15-Minuten-Takt am Bahnhof losfahren. An den Wochenenden, also Samstag und Sonntag, fährt der Shuttle-Bus nicht. Eine Tatsache, die in vielen Bevölkerungsgruppen sauer aufstößt. Zum einen wird dadurch Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, am Wochenende der Zugang zur Innenstadt stark erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht. Das betrifft nicht nur Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung, auch ältere Menschen oder Familien mit Kindern werden so in der Erreichbarkeit der Innenstadt eingeschränkt. Das wiederum führte an den vergangenen beiden Wochenenden, vor allem am Samstag, dazu, dass viel weniger Menschen als gewohnt die Innenstadt besucht haben. Und diese Tatsache schadet vor allem den Geschäften und der Gastronomie in der Innenstadt. Der Einzelhandel hat es in Zeiten der Online-Märkte bekanntlich sowieso schon schwer genug, die Gastronomie hat während der Pandemie stark gelitten. Nun bahnt sich in Göttingen für beide Branchen an sechs Samstagen während der Ferien ein Umsatzverlust an – alleine aus der Tatsache, dass weniger Menschen in die Innenstadt kommen. Auch der Wochenmarkt, der samstags den meisten Zulauf bekommt, war an denen vergangenen beiden Samstagen schlechter besucht als gewöhnlich. Die GöVB hatten nach Start des Shuttles abgewägt, ob dieser am Wochenende fahren sollte – und hat sich dagegen entschieden. Begründet wurde das Vorgehen mit der dünnen Personaldecke. Dabei fährt die GöVB bislang nach Sommerfahrplan, der auch schon unter der Woche die Busfahrten stark ausgedünnt hat, da auch unter der Woche nach dem Samstagschema gefahren wird. Folglich wäre nun an einem Samstag derselbe personelle Aufwand nötig, wie auch schon unter der Woche. Und unter der Woche ist der Shuttle mit dem vorhandenen Personal umsetzbar. Die Begründung der GöVB ist also nur teilweise nachvollziehbar – auch wenn natürlich völlig klar ist, dass auch Mitarbeiter der GöVB im Sommer Urlaub machen wollen und sollen. Der zweite Punkt, der am Shuttle-Service noch nicht astrein funktioniert, ist mangelnde Transparenz der Informationen.
Zum Start des Shuttles am 6. Juli fuhr dieser nämlich unter der Liniennummer „50“. Eine Nummer, die bereits vergeben ist – an die Linie, die vom Bahnhof ins Ostviertel fährt, auch während der Ferien übrigens. Das sorgte für Verwirrung unter den Fahrgästen, die nicht zuordnen konnten, welcher Bus nun der Shuttle ist und welcher die reguläre Linie „50“. Diese Verwirrung konnte die GöVB teilweise aufheben. Die Shuttles fahren jetzt mit einem „S“ für Shuttle auf der Anzeige des Busses. An den Anzeigetafeln der Haltestellen ist der Shuttle allerdings weiterhin als Linie 50 aufgeführt. Das ließe sich leicht beheben, indem auch auf den Anzeigetafeln eine andere Nummer oder eben der Buchstabe „S“ dem Shuttle zugeordnet werden würde. Unübersichtlich bleibt auch die Lage am Bahnhof. Da nun alle 17 Linien hier Halt machen, wird zum Teil nicht ersichtlich, wo und wann eigentlich der Shuttle losfährt. Auch dieser Punkt wäre leicht zu lösen durch ein Schild, ein Plakat oder eine Info-Tafel, an der ganz deutlich gemacht wird, wo und wann die Shuttles fahren. Aber auch das gibt es bislang nicht. Ein Mitarbeiter der GöVB beruft sich im Göttinger Tageblatt darauf, dass sich mit der Zeit alles einpendeln würde. Dieses Einpendeln wäre um einiges einfacher mit transparenter Weitergabe wichtiger Informationen. An einer anderen Stelle gebührt der GöVB aber Lob: Die analogen Fahrpläne sind an jeder Haltestelle mit den neuen Fahrzeiten aktualisiert, auch in der App wurden Fahrzeiten und Routen rechtzeitig angepasst. Nur eben am Hauptknotenpunkt, dem Göttinger Bahnhof kann es zur Rushhour schon mal unübersichtlich werden.
Fazit: Die Idee des Shuttles ist gut, nein sogar sehr gut, denn damit entlastet der Shuttle sogar den Verkehr erheblich. Verbesserungswürdig sind vor allem die (nicht vorhandenen) Fahrten am Wochenende sowie die Undurchsichtigkeit der Informationen. Unter der Woche kann der Shuttle aber durchaus den Menschen eine gute Mobilitätsmöglichkeit bieten, um während der Ferien in die Innenstadt zu kommen.
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