Die „Plastic Pirates“ auf Umwelt-Mission am Göttinger Leineufer
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Redaktion |
Datum: | |
Dauer: | 04:58 Minuten bisher gehört: 872 |
Manuskript
O-Ton 1, Daniel Vollmar, 24 Sekunden
„Das Projekt „Plastic Pirates“ ist eine Citizen-Science-Aktion, die Schüler dazu bringen soll in ihrem Lebensraum als Forschende selbst aktiv zu werden. Der Slogan des Projekts „The ocean starts here“ soll im Prinzip vermitteln, dass lokaler Müll globalen Einfluss haben kann, auf alles was letztendlich die Lebenswelt der gesamten Menschheit und natürlich erst mal lokal die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler betrifft.“
Text
So erklärt Daniel Vollmar, Lehrer am Felix-Klein-Gymnasium in Göttingen das Projekt „Plastic Pirates“, an dem er mit Schülerinnen und Schülern teilnimmt. Dabei wird sich einem der größten Umweltprobleme unserer Zeit gewidmet: Der Verschmutzung der Fließgewässer und Meere durch Plastikmüll. „Plastic Pirates“ setzt dabei schon an heimischen Flussufern an: Durch die Müllsammelaktion wird Plastikmüll ein frühes Ende gesetzt. Auch vor der Leine macht der Plastikmüll keinen Halt und bedroht damit unser lokales Fließgewässer als natürliche Ressource. Wie das Projekt in den Unterricht einfließt und welche Aufgaben die Schüler* dabei erfüllen müssen, schildert Vollmar:
O-Ton 2, Daniel Vollmar, 31 Sekunden
„Generell ist das Projekt natürlich begleitet von dem ganzen Nachhaltigkeitsaspekt, der im Unterricht vor- und nachbereitet wird: Was hat eigentlich Plastik und Müll generell für einen Einfluss auf die Natur und natürlich auch über die Nahrungsketten auf den Menschen. Der konkrete lokale Rahmen ist, dass es vier kleine Gruppen gibt, die unterschiedlichen Forschungsfragen nachgehen. Immer natürlich mit dem Aspekt: was gibt es für Müll und wie viel Plastikmüll ist der Anteil daran, sei es am Flussufer [oder] in der Umgebung des Flusses. Also was sind eigentlich die Quellen: Besucher oder Anwohner oder Industrie vielleicht auch. Und natürlich auch direkt im Fluss selbst, was schwimmt im Fluss.“
Text
Ausgestattet mit Sammelboxen, einem Probeentnahmenetz und weiterem Forschungsmaterial verteilen sich die vier Gruppen an diesem Morgen entlang des hoch bewachsenden Leineufers. Während die einen mit Maßband und Seilen ausgerüstet verschiedene Bereiche im Radius von neun Metern abstecken und diese nach Müll absuchen, halten andere nach treibenden Plastikstücken im Fluss Ausschau. Eine weitere Gruppe forscht nach möglichen Müllquellen. Wie tief und engagiert die Lernenden in der Materie stecken, wird im Gespräch mit Phillip Kunik deutlich, der mit seinem Team Proben aus dem Fluss entnimmt:
O-Ton 3, Philipp Kunik, 27 Sekunden
„Also wir haben bisher die Fließgeschwindigkeit des Flusses berechnet als 1,584 km/h, haben die halbe Stunde [geguckt], wie viel sichtbarer Müll denn durch die Leine treibt: da hatten wir zwei Plastikfetzen, eins kommt wahrscheinlich von einer Tüte, das andere konnten wir nicht zuordnen. Und sonst sind wir gerade dabei zu warten bis das Netz voll ist, damit wir das auch auswerten können und uns da auch die Ergebnisse angucken können.“
Text
Gerade im Zusammenhang mit den Meeren wird viel über Mikroplastik gesprochen. Forscher*innen gehen davon aus, dass bald sogar mehr Plastik als Fische in den Meeren unterwegs sein wird. Die Belastung von Mikroplastik in Binnengewässern wurde bislang allerdings kaum erforscht. Das Projekt „Plastic Pirates“ ist übrigens international ausgerichtet: Um Vergleichbarkeit zwischen den Ländern Slowenien, Deutschland und Portugal zu schaffen, findet das Projekt immer im selben Zeitraum, zwischen Mai und Juni, statt. Auf den Gesamtzeitraum gerechnet, sind die Funde des FKG laut Vollmar insgesamt nicht weniger geworden und zudem stark abhängig von äußeren Bedingungen, wie beispielsweise dem Wetter. Auch wenn die Göttinger Plastikpiraten an diesem Montag weniger finden als erwartet, so hat die Müllsammelaktion auch für die Schülerin, Josephina Kolbe, einen wichtigen Effekt:
O-Ton 5, Josephina Kolbe, 22 Sekunden
„Ich finde das toll, dass man andere darauf aufmerksam macht, was in den Flüssen für Plastik ist und dass auch andere erfahren, dass es nicht so gut steht um die Flüsse und die Natur und dass man darauf achten muss, wo man den Müll hinschmeißt, dass man die Mülltonnen benutzt und einfach darauf achtet.“
Text
Durch das gemeinsame Projekt der Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsministerien Sloweniens, Portugals und Deutschlands, wird nicht nur ein europaweites Bewusstsein für den Schutz der Flüsse als natürliche Ressource gefördert. Es wird auch der Relevanz weltweiter Umweltforschung Rechnung getragen. Wie mit den Funden aus der Göttinger Leine nach der Aktion weiter vorgegangen wird, fasst Daniel Vollmar zusammen:
O-Ton 6, Daniel Vollmar, 24 Sekunden
„Also natürlich gemäß des Projektes. Das heißt wir nehmen die Funde jetzt mit, nächste Unterrichtsstunde wird dann ausgewertet, entsprechend der internationalen Vorgaben, die wir auch einzuhalten haben, damit das Projekt vergleichbar ist in den Ländern und dann wird es [hoffentlich] nicht zu viel sein und das was gefunden wurde, wird dann teilweise weggeschickt, also die Treibfunde des Flusses werden eingesandt ans Kieler Forschungsinstitut und der Rest wird hoffentlich dann ordentlich getrennt oder soll ordentlich getrennt werden.“
Text
Seit der ersten „PlasticPirates“ Aktion in Deutschland, 2016, haben über 15.000 Kinder und Jugendliche aller Bundesländer an mehr als 900 Orten wichtige Forschungsdaten zur lokalen Müllverschmutzung erhoben. Die Hoffnung der Initiatoren auf eine bald noch größere Beteiligung weiterer Länder, scheint gerade in Anbetracht des großen Mehrwerts für Mensch und Umwelt berechtigt. Für Daniel Vollmar ist klar: Die Aktion ist nicht nur wertvoll für seinen Unterricht. Auch legt sie seiner Ansicht nach einen frühen Grundstein für ein nachhaltigeres Leben und macht deutlich, dass Menschen bereits mit kleinen Dingen einen großen Beitrag leisten können.
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