Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Lilly Krka
Datum:
Dauer: 05:44 Minuten bisher gehört: 704
Eine der schwierigsten Aspekte des Studierendenlebens ist es heutzutage wahrscheinlich, eine passende Bleibe in Uni-Nähe zu finden. Deshalb eröffnet jetzt ein neues Wohnheim in Göttingen. Es wirbt mit modernen Zimmern und einer besonderen Ausstattung. Das Basecamp hat bereits in mehreren europäischen Städten mit seinem Konzept Erfolg. Wie das Gebäude hier in Göttingen aussieht, hat sich Lilly Krka angeschaut.

Manuskript

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Das studentische Wohnen in Göttingen gestaltet sich manchmal schwierig: etliche WG-Castings, Wohnungsbesichtigungen und teilweise jahrelange Wartelisten für die Studierendenwohnheime. Ein neues Wohnheim des privaten Trägers „Basecamp“ soll die Situation entschärfen. Seit dem Wintersemester 2022 wohnen in der Geismar Landstraße 43 schon einige Studierende, jetzt feiert das Haus seine offizielle Eröffnung. Punkten kann das Wohnheim besonders mit einer außergewöhnlich luxuriösen Ausstattung. Mit einem hauseigenen Fitnessstudio, modernen Gemeinschafts- und Lernräumen, sowie einem Heimkino sind die Bewohner*innen versorgt. Alle Zimmer verfügen über ein eigenes Bad, außerdem kann zwischen einer Gemeinschaftsküche oder einer eigenen Küchenzeile bis hin zu einem Apartment für Paare gewählt werden. Vor allem eine starke Gemeinschaft zwischen den Bewohner*innen soll im Mittelpunkt stehen. Das wird zum Beispiel durch die vier Base Buddies umgesetzt – Bewohner*innen, die für ihre Nachbar*innen zu jeder Zeit bei Problemen zur Verfügung stehen. Dieser Gedanke von Gemeinschaft fand auch sonst bei der Entwicklung des Konzepts besondere Aufmerksamkeit, betont die zuständige Designerin Fabiane Unger:

 

O-Ton 1, Fabiane Unger, 28 Sekunden

 

Wenn man als Student in eine neue Stadt kommt, könnte man sich aussuchen, in eine WG zu ziehen. Da hat man eine kleinere Wohnung für sich alleine und vielleicht teilt man sich die mit 3 bis 4 Leuten. Und hier kommt man eben in eine Community und ist gemeinsam an einem Ort und kann Freunde fürs Leben finden, kann zusammen studieren und sich unterstützen. Man kann die Freizeitaktivitäten hier ausführen; hier ist eben alles unter einem Dach. Und ich glaube, das hebt uns ab von anderen Alternativen zum Wohnen als Student.“

 

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Dafür war auch das Design der Ausstattung wichtig. Zwar haben die Basecamps in ganz Europa ein Aussehen mit Wiedererkennungswert, dennoch hat jedes einzelne von ihnen ein eigenes Thema. Im dänischen Lyngby hat das Wohnheim sogar schon mehrere Architekturpreise gewonnen. In Göttingen soll das Design der Innenräume verschiedene Aspekte der Zeit aufgreifen. So wird in einem der Studyrooms mit dem Kontrast zwischen gotischen und modernen Elementen gespielt und in der Lobby kann die Zeitverschiebung verschiedener Städte betrachtet werden. Welche Gedanken für die Gestaltung des Gebäudes außerdem wichtig waren, hat Designerin Fabiane Unger erzählt:

 

O-Ton 2, Fabiane Unger, 28 Sekunden

 

Grundsätzlich ist es uns wichtig, dass es sehr robust und strapazierfähig und langlebig ist. Das ist unter anderem dem geschuldet, dass wir uns wünschen, dass es nachhaltig ist. Dann geht es aber natürlich auch darum, Welten zu schaffen für junge Menschen. Das heißt: Farben, Materialien, die inspirieren; Bereiche, wo man alleine sein kann, sich fokussieren kann, aber auch Räume schaffen kann, wo man gemeinsam aktiv werden kann. Das heißt für Individuelle, aber auch für die Community gibt es Orte.“

 

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Das „Rundum-Sorglos-Paket“ soll insbesondere Erstsemester und Austauschstudierende anlocken. Aber auch andere Formen des Wohnens auf Zeit seien im Basecamp erlaubt. Der Fokus liege zwar unbedingt auf Studierenden, aber auch geschäftlichen Reisenden wie Mitgliedern der Bundeswehr stünden die Türen des Wohnheims offen. Vor allem die Internationalität der Bewohner*innen sei etwas Besonderes, betont Karen Dwelk aus der Verwaltung des Göttinger Basecamps:

 

O-Ton 3, Karen Dwelk, 16 Sekunden

 

Wir haben eigentlich Studenten aus sehr vielen Ländern hier vor Ort. Ein Großteil kommt aus Deutschland – 30 Prozent, aber im Moment sind auch aus 47 anderen Ländern Studenten hier: viele Erasmus-Studenten, die für 4 Monate bleiben, aber auch viele, die für 6 Monate bei uns zu Gast sind.“

 

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Auch rund um das Wohnheimgelände soll etwas Neues entstehen: Das ehemalige Gothaer Areal wird durch öffentliche Straßen unterteilt und z.B. durch einen Spielplatz und öffentliche Rasenflächen ergänzt. Wie der Standort Göttingen und die Lage innerhalb der Stadt für den Bau ausgewählt wurde, hat der Director of Developement Kevin Schwenzer erklärt. Es gebe demnach eine Auswahl an möglichen Städten, die nach der Attraktivität der ansässigen Universität, ihrer Anzahl an Studierenden generell sowie dem Anteil von Austauschstudierenden bewertet wurden. Außerdem soll darauf geachtet werden, ob ein Grundstück in guter Anbindung zur Universität und dem Bahnhof verfügbar sei. In Göttingen wäre die Lage des Grundstücks zwar nicht optimal, hier könne sich jedoch auf die umfangreichen Fahrradwege verlassen werden.

Das Wohnheim kann jedoch nicht nur von seinen Bewohner*innen genutzt werden, auch Events für die Göttinger Allgemeinheit sollen in Zukunft in den Räumlichkeiten statt finden, erzählt PR-Managerin Britta Berger:

 

O-Ton 4, Britta Berger, 18 Sekunden

 

Wir haben oben in der sechsten Etage eine Eventfläche jetzt eingerichtet. Da können sich auch die Nachbarn oder die Firmen aus dem Umfeld und aus Göttingen einmieten und ihre eigenen Firmenevents planen. Ansonsten haben wir aber auch jetzt in der Rezeptions-Area gerade eine BaTur-Foto-Ausstellung. Wir haben hier viele kulturelle Sachen noch geplant“

 

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Aber nicht alle Studierenden können sich gleichermaßen über das Angebot freuen. Mit Preisen zwischen 560 und über 1200 Euro ist fraglich, ob das Basecamp eine echte Alternative zu den herkömmlichen Wohnheimen bieten kann. Das Problem für Studierende liegt bei der Zimmersuche oft bei den Preisen des Göttinger Wohnungsmarkts. Mit den Mieten im Basecamp wird Studierenden mit knappen finanziellen Mitteln jedenfalls nicht geholfen. Auch von Seiten der Hochschulen und den Studierendenwerken in Göttingen sowie den anderen Standorten des Basecamps gebe es immer noch Skepsis gegenüber dem alternativen Wohnheimkonzept. Zwar peilen die Verantwortlichen des Basecamps an, zum nächsten Wintersemester 90 Prozent der Zimmer zu vermitteln. Bis dahin bleibt jedoch fraglich, ob sich ein Luxuswohnheim wie das Basecamp durchsetzen kann, oder ob es doch eher eine Übergangslösung für Kinder von wohlhabenden Eltern ist.