Die „SLAM-City-Logistik“ – Paketzulieferung sogar schneller als Amazon?
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Pia Aldehoff |
Datum: | |
Dauer: | 04:43 Minuten bisher gehört: 296 |
Manuskript
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Beim Online-Shopping ist das neue Objekt der Begierde nur noch einen Klick auf dem Computer oder dem Smartphone entfernt und wird zeitnah bis an die eigene Haustür geliefert. Dieser Komfort hat allerdings auch seine Tücken. Jeden Tag fahren allerorts bis zu acht verschiedene Lieferfahrzeuge an ein und demselben Haus vorbei. Dabei liegt der sogenannte Stoppfaktor eines Zustellfahrzeugs in Deutschland bei 1,86 ausgelieferten Pakten pro Stopp. Dagegen soll nun angegangen werden. „SLAM“ heißt das Konzept, dass die Innenstadtlogistik revolutionieren soll. Projektleiter und Logistik- und Software-Experte Felix Dossmann hat es sich zum Ziel gemacht, die Innenstadtlogistik nachhaltiger und effektiver zu gestalten:
O-Ton 1, Felix Dossmann, 18 Sekunden
„Die gesamte Idee dahinter ist eigentlich zu sagen: Wenn man es hinkriegt, die alle in ein Fahrzeug zu packen, dann kommt ein Auto, hält einmal und liefert dann eben acht Pakete. Das ist der Anfang. Und eine ganz wichtige Ergänzung ist aber auch, dass ich glaube, dass wir mit diesem Projekt in der Lage sein werden, den lokalen Einzelhandel schneller zu machen als Amazon.“
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Dieses ambitionierte Ziel soll durch sogenannte City-Hubs gemeistert werden. Dabei handelt es sich um Verteilzentren am Rande der Innenstadt, an die kommerzielle Lieferdienste wie Amazon, DPD und Hermes ihre Pakte liefern können. In den City-Hubs werden die Pakete dann gesammelt, auf Routen geplant und mit emissionsfreien Fahrzeugen und Lastenrädern an die Adressaten ausgeliefert. Aber auch der lokale Einzelhandel soll von der „SLAM-City-Logistik“ profitieren. Über eine App können sich Kunden und Kundinnen Produkte aus den Geschäften der Göttinger Innenstadt noch am selben Tag nach Hause liefern lassen. Zusammen mit den City-Hubs würde dieses Konzept enorme Vorteile bieten und helfen, den Stoppfaktor eines Fahrzeuges eindeutig zu reduzieren, so Dossmann:
O-Ton 2, Felix Dossmann, 24 Sekunden
„Wenn es Ihnen gelingt das nur zu verdoppeln, und das ist eine konservative Annahme, dann können Sie die gefahrenen Kilometer auf die Hälfte reduzieren, die Anzahl der Stopps mehr als halbieren und die Einsatzzeit von so einem Fahrzeug auch halbieren. Und wenn Sie es dann noch schaffen, das auf zum Beispiel Lastenräder umzustellen, und damit meinen wir nicht das, was man so kennt mit einem größeren Korb vorne, sondern bis zu 250 Kilo Transportleistung, dann können Sie damit eine ganze Menge bewegen.“
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Seit Anfang des Jahres wird mit Hochdruck an dem Konzept gearbeitet. Auch einen Businessplan und einige Investoren gebe es bereits und eine passende Immobilie für das Unternehmen werde gerade gesucht, erklärt Dossmann. Auch Herausforderungen bezüglich der Förder- und Fahrzeugtechnik sowie der Software seien bereits gemeistert worden. Die größte Herausforderung sieht der Logistikexperte eher in der Rekrutierung von Mitarbeitenden. Besonders der bevorstehende Winter mit möglichen Schnee- und Kälteeinbrüchen sei nicht zu unterschätzen. Dennoch sei es der Projektleitung laut Dossmann ein Anliegen, möglichst gute Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmenden zu schaffen:
O-Ton 3, Felix Dossmann, 14 Sekunden
„Das ist ein harter Job. Wir haben aber uns auch als Ziel gesetzt, dass das eine vernünftige Bezahlung geben wird, eine sozial gerechte Bezahlung, wo wir nicht wie andere dann sagen, der muss auch noch für seine getragene Berufsbekleidung eine Gebühr bezahlen oder so. Aber die größte Herausforderung werden tatsächlich Arbeitskräfte werden.“
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Zunächst ist die „SLAM-City-Logistik“ in Göttingen als Pilotprojekt für fünf Jahre ausgelegt. Susanne Heller, die Vorstandsvorsitzende von „Pro-City Göttingen“, ist allerdings davon überzeugt, dass Göttingen mit diesem Konzept als Vorreiterstadt für andere Städte fungieren kann. Das Problem der Göttinger Innenstadt mit zu viel Lieferverkehr sei schließlich kein Einzelfall. Somit hätten bereits mehrere andere Städte ihr Interesse an dem Konzept bekundet, berichtet Heller. Auch in Göttingen selbst sei die Unterstützung des neuen Konzeptes von Beginn an überwältigenden gewesen:
O-Ton 4, Susanne Heller, 25 Sekunden
„So richtig Fahrt aufgenommen, würde ich sagen, hat es kurz vor Pfingsten. Als wir dann im Bürgermeisterwahlkampf dieses Projekt vorgestellt haben und von allen Oberbürgermeisterkandidaten unterstützt worden sind, unabhängig von welcher Partei. Und auch die Ratsmitglieder waren sehr angetan von der Idee und haben das unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit unterstützt. Und mit diesem Rückenwind sausen wir jetzt gerade in den Herbst.“
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Eine weitere Besonderheit von „SLAM“ ist die Unternehmensstruktur: Es handelt sich um eine Genossenschaft. Das soll interessierten Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, selbst Anteilseigner des Göttinger Paketdienstes zu werden und gemeinsam etwas zu verändern. Auch das comicartige Maskottchen, der „Grünfuchs“, sowie der Name „SLAM“ wurden deshalb nicht zufällig gewählt. „SLAM“- das ist auch die Lautsprache für einen schwungvollen Aufschlag und soll laut Felix Dossmann auch genau so verstanden werden. Unter dem Motto „Es braucht nur eine Stadt, die anfängt“ soll die „SLAM-City Logistik“ ab Dezember ihre Arbeit aufnehmen.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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